USA Südwesten
Coyote Gulch: Hurricane Heat & Hamblin Magic
Der Wecker klingelt – eigentlich unnötig, denn die Vorfreude hat uns ohnehin längst wachgekitzelt. Eine letzte Dusche im Hotel, wissend, dass fließendes Wasser in den nächsten vier Tagen purer Luxus wäre. Dann finaler Pack-Check: Stirnlampe? Check. Müsliriegel? Check. Nerven? Noch vorhanden.
Andrea und Maddi holen uns zum Frühstück ab und gemeinsam fahren wir zu Magnolia’s Kitchen hier in Escalante.
Die Frühstücks-Burritos: fantastisch. Der Kaffee: stark. Die Stimmung: zwischen aufgeregt und fokussiert.
Ein letzter Hauch von Zivilisation, bevor es in die Wildnis geht.
Zurück im Hotel folgt die obligatorische Rucksackkontrolle. Jeder bekommt seinen Anteil an Zelten, Kochutensilien und Lebensmitteln. Andreas trägt am Ende 35 Pfund, ich 30 – wir liegen gut im Rennen.
Danach verstauen wir alles auf dem Jeep-Dach von Dreamland Safari und lassen unsere Autos an der Canyon Country Lodge zurück.
Gegen 10:00 Uhr brechen wir schließlich auf.
Die Fahrt führt über die legendäre Hole-in-the-Rock Road – ruppig, staubig, weit. Nach gut 70 Minuten erreichen wir den Trailhead. Bevor es losgeht, gibt’s ein frühes Lunch direkt am Parkplatz.
Wir schmieren uns ein paar leckere Sandwiches und werden von einer jungen Frau angesprochen, die gerade vom Mexico Border Trail kommt.
Sie ist seit Monaten zu Fuß unterwegs und hat nur noch Verpflegung für einen halben Tag.
Wir haben mehr als genug im Auto und teilen gern – ein Sandwich, ein paar Snacks. Irgendwie fühlt sich das richtig an, bevor wir selbst in die Wildnis eintauchen.
Um 11:45 Uhr schultern wir die Rucksäcke und beginnen unsere Wanderung entlang des Hurricane Wash. Die ersten 3.5 Meilen führen durch einen trockenen, sandigen Wash. Die Sonne brennt, aber die Landschaft mit ihren blühenden pinkfarbenen Prickly-Pear-Kakteen entschädigt für die Hitze.
Nach etwa 75 Minuten erreichen wir einen schattigen Platz und legen eine 15-minütige Pause ein. Die Rucksäcke drücken inzwischen spürbar, aber die Stimmung ist bestens.
Der Wash wird zunehmend grüner, und wir stoßen auf einen kleinen Bach – ein Zeichen, dass wir die eigentliche Coyote Gulch erreicht haben. Ab hier wird der Weg abwechslungsreicher: Wir queren mehrfach den Bach und genießen die beeindruckende Landschaft mit ihren hohen Sandsteinwänden.
Und dann, nach gut sieben Meilen, öffnet sich plötzlich die Schlucht. Und da steht er: der Jacob Hamblin Arch.
Jetzt beginnt die große Fotosession. Aus jeder Perspektive, bei jedem Licht, mit und ohne Menschen. Wir umrunden ihn, legen uns fast auf den Boden, klettern ein Stück höher, lassen den Arch mal monumental, mal zart erscheinen. Wir können uns nicht sattsehen – und das wollen wir auch gar nicht.
Nach ausgiebigem Staunen suchen wir uns einen Platz für unser Zelt. Nach ein paar Metern werden wir fündig: ebener Untergrund, spektakulärer Blick auf den Arch, sicherer Abstand zum Wasser. Mit etwas Hilfe von Maddi steht unser kleines Zuhause bald – Isomatten, Schlafsäcke, Stirnlampen: alles an seinem Platz und langsam macht sich das echte Backcountry-Gefühl breit.
Während unsere beiden Guides sich um die Trinkwasserversorgung kümmern, nutzen wir die Zeit noch für einen kleinen Erkundungsspaziergang durch die faszinierende Umgebung – das Licht wird weicher, die Schlucht stiller.
Dann zaubern Andrea und Maddi mit einfachsten Mitteln ein köstliches Abendessen: mexikanische Wraps mit Hähnchen, Reis und Käse – alles in dehydrierter Form vorbereitet, um Gewicht zu sparen, und vor Ort nur mit kochendem Wasser aufgegossen und quellen gelassen.
Das Ganze wird erstaunlich effizient in stabilen Zip-Lock-Beuteln zubereitet – minimalistisch, aber absolut schmackhaft. In der eindrucksvollen Umgebung und unter freiem Himmel schmeckt es gleich doppelt so gut.
Nach dem Essen sitzen wir noch eine Weile zusammen und tauschen Geschichten aus, bis uns die Dunkelheit und die sinkenden Temperaturen langsam in die Zelte treiben. Gegen 20:00 Uhr schlüpfen wir in unsere Schlafsäcke. Müde, satt, voller Eindrücke.
Und mit einem letzten Blick auf den Bogen, der über unserem Lager wacht.