USA Südwesten

Capitol Reef: Spirit Arch & Nasse Füße im Sulphur Creek

Inzwischen schlafen wir fast zuverlässig bis 6:00 Uhr – erstaunlich, wie schnell sich der Körper an die neue Zeit gewöhnt.

Andreas schnürt seine Laufschuhe für eine flotte Runde, schließlich will er beim BolderBoulder gegen Christian nicht ins Hintertreffen geraten. Ich gehe es entspannter an und fange nach dem Duschen schon mal langsam mit dem Packen an.

Zum Frühstück treffen wir uns noch ein letztes Mal mit Bettina im Café Italiano. Während sie noch vier weitere Tage in Moab bleibt, brechen wir Richtung Süden auf.

Um 9:00 Uhr rollen wir bei strahlendem Wetter aus der Stadt – Ziel: Escalante. Morgen startet dort unsere Coyote-Gulch-Tour!


Unser erster Stopp des Tages steht um 10:15 Uhr an: Petroglyph Canyon & Spirit Arch. Die Anfahrt ist – sagen wir mal – speziell. Man muss mitten auf dem Interstate auf eine Art inoffizielle Dirt Road abbiegen. Kein Schild, keine Spur von offizieller Einfahrt…

Google weiß zwar Bescheid, aber wir rauschen natürlich trotzdem erstmal dran vorbei. Aber zum Glück ist die Straße menschenleer, sodass Andreas kurzerhand die 30 Meter zurücksetzt. Abenteuer beginnt halt manchmal schon vor dem Trailhead 😉

Ein schlichtes Gatter, locker mit einem Karabiner gesichert, markiert den Einstieg. Dahinter führt eine Dirt Road ein paar Hundert Meter bis zum Parkplatz. Wanderschuhe an, Wasser eingepackt, los geht’s.

Ein Schild am Beginn des Trails warnt vor Klapperschlangen – ein bisschen Nervenkitzel muss ja sein. Aber wie auch schon bei den Mountain Lions vor ein paar Tagen in Boulder: Wir bleiben von tierischen Begegnungen verschont.

Nach etwa der Hälfte der Strecke teilt sich der Pfad. Rechterhand geht’s zum Spirit Arch, linkerhand in den Petroglyph Canyon. Wir entscheiden uns zuerst für rechts – und sind sehr angetan: interessante Felsformationen, ein filigraner Felsbogen, und vor allem diese stille, majestätische Weite.

Der zweite Abstecher zu den Petroglyphen kann da nicht ganz mithalten – wir gehören nun mal nicht zur Fraktion der “Petroglyphen-Romantiker”. Aber der kleine Canyon ist trotzdem hübsch, und so sitzen wir eine Weile vor den steinernen „Kunstwerken“, trinken etwas und treten dann den Rückweg an.

Wir unterqueren die Interstate durch einen Tunnel und gelangen so auf der anderen Seite wieder zurück zur Hauptstraße – auch wieder durch ein loses Gatter wie auf dem Hinweg.


Wir fahren weiter über die UT-95 durch Hanksville in Richtung Capitol Reef Nationalpark. Kein Park, der sich mit den ganz großen Namen messen muss, aber einer, der immer wieder unser Herz gewinnt.

Zwar keine klassischen Postkartenmotive, aber eine Atmosphäre, die uns jedes Mal aufs Neue einfängt.

Um 13:30 Uhr stehen wir am Visitor Center und entscheiden uns für den Sulphur Creek Trail – eine kurze, feine Wanderung, um die Fahrt zu unterbrechen und die Beine zu vertreten.

Der Weg folgt dem Sulphur Creek, einem Nebenfluss des Fremont River, den man gleich mehrmals queren muss – eine perfekte Übung für die Coyote Gulch morgen, wo uns vermutlich ausgedehnte Wasserpassagen erwarten. Die Schuhe sind jedenfalls ordentlich nass.

Nach rund einer Stunde sind wir zurück am Auto. Noch ein kurzer Abstecher ins Visitor Center, dann geht’s weiter über die SR-12 nach Escalante.


Diese Straße ist einfach ein Traum: kurvig, aussichtsreich, mit endlosen Panoramen. Auch wenn das Licht heute etwas trüb ist, halten wir immer wieder an, um die Aussicht zu genießen.


Um 16:45 Uhr erreichen wir das Prospector Inn in Escalante – unsere Unterkunft für die erste Nacht vor der Tour.

Wir checken ein und verbringen dann eine ganze Weile mit Packen, Umpacken und dem üblichen Diskutieren über das wirklich Notwendige: Was kommt mit, was bleibt im Auto? Brauchen wir wirklich so viel Proviant? Haben wir irgendwas essenzielles vergessen?


Um 18:30 Uhr treffen wir unsere Gruppe in der Hotellobby – und sind überrascht: nur vier weitere Teilnehmer. Andrea und Maddi sind unsere beiden Guides von Dreamland Safari, dazu stoßen Kathleen aus Aspen und Bernie aus St. George. Klein, aber fein – ganz nach unserem Geschmack.

Gemeinsam fahren wir zur Canyon Country Lodge zum Abendessen. Wir lernen uns langsam kennen: Kathleen ist mit ihrem Camper seit Monaten unterwegs, Bernie gerade von einer SAP-Reise aus Deutschland zurück. Die Guides kommen aus Kanab, sind bestens vorbereitet und genau wie wir voller Vorfreude auf die Tour.

Zurück im Hotel, sortieren wir noch das letzte Equipment, schlichten den Proviant, wiegen die Rucksäcke mit kritischem Blick – und fallen gegen 21:30 Uhr müde, aber zufrieden ins Bett.