USA Südwesten
Estes Park: Deer Mountain, Höhenluft & Murmeltiere
So langsam neigt sich unser Urlaub wirklich dem Ende zu. Heute steht nochmal ein voller Tag im Rocky-Mountain-Nationalpark auf dem Programm. Morgen geht’s zurück nach Boulder für eine letzte Nacht bei Christian und Shawna – bevor wir am Sonntag schon wieder den Heimflug antreten.
Aber noch ist es nicht so weit – und erstmal genießen wir den heutigen Tag.
Wie gehabt sitzen wir gegen 8:15 Uhr im Auto, heute mit Ziel: Deer Mountain Trailhead. Unterwegs ein schöner Morgengruß – ein paar Elks stehen am Straßenrand und knabbern ganz entspannt an den Büschen, völlig unbeeindruckt von den vorbeifahrenden Autos.
Und auch das Wetter meint es gut mit uns: Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein – so stellt man sich Urlaub vor! ☀️
Gegen 9 Uhr starten wir unsere Wanderung. Der Deer Mountain Trail führt in weiten Serpentinen stetig bergauf – erst durch lichte Kiefernwälder, später mit immer grandioseren Ausblicken auf das Tal von Estes Park und die umliegenden Bergketten.
Nach etwa zwei Stunden erreichen wir den 3.015 Meter hohen Gipfel – nicht spektakulär, aber wunderschön gelegen und mit einem fantastischen Panorama. Genau der richtige Ort für unsere Vesperpause.
Wir beobachten eine Weile ein paar sehr aufdringliche Chipmunks, die bei sämtlichen Wanderern versuchen, etwas Essbares zu ergattern. Bei uns haben sie allerdings Pech: Don’t feed wildlife!
Gegen 11:30 Uhr machen wir uns an den Rückweg – und stellen schnell fest, dass wir mit unserem frühen Start alles richtig gemacht haben: Uns kommen jetzt zahlreiche andere Wanderer entgegen, der Trail wird zunehmend voller. Auch der Parkplatz platzt bei unserer Rückkehr gegen 13:00 Uhr aus allen Nähten.
Weil noch genügend Zeit ist, entscheiden wir spontan, ein Stück die Trail Ridge Road hinaufzufahren – eine der höchsten durchgängig befahrbaren Straßen Nordamerikas. Eigentlich sollte die Strecke laut Ranger ab der Rainbow Curve gesperrt sein, aber als wir dort ankommen, ist das Tor überraschend offen – offenbar wurde die Straße heute freigegeben. Jackpot!
Die Schneewände links und rechts wachsen mit jedem Kilometer. Wir fahren weiter bis zum höchsten Punkt der Straße – dem Trail Ridge Summit auf rund 3.700 Metern –, wo der Schnee stellenweise noch zwei Meter hoch liegt.
Auf dem Rückweg halten wir an mehreren Aussichtspunkten, genießen die klare Luft, die Aussicht – und beobachten zur Krönung noch eine ganze Reihe von Murmeltieren. Sie sitzen entspannt auf den Felsen, lassen sich die Sonne auf den Pelz scheinen – und lecken auffällig oft an den Steinen. Vermutlich nehmen sie auf diese Weise Salz oder andere Mineralien auf, die sie für ihren Stoffwechsel brauchen.
Kurz vor den Sheep Lakes dann ein weiteres Highlight: Am Straßenrand entdecken wir zwei Elche, die gemütlich in der Wiese liegen. Andere Wanderer hatten uns heute früh schon erzählt, dass die Elche in den vergangenen Tagen morgens oft hier waren – also fassen wir den Plan, morgen ganz früh nochmal herzukommen. Vielleicht sehen wir dann ja noch mehr.
Wie so oft in den letzten Tagen beginnt es am Nachmittag zu regnen – offenbar zur Zeit das ganz normale Wetterprogramm hier. Vormittags Sonne, nachmittags Wolken und Schauer. Wir sind jedenfalls froh, dass wir früh aufgebrochen sind.
Gegen 16 Uhr sind wir zurück in unserer Lodge. Es folgt das bewährte Post-Wanderungs-Ritual: heiße Dusche, Nachrichten lesen, Beine hoch.
Zum Abendessen geht’s heute ins Estes Thai – ein echter Überraschungstreffer. Von außen und innen recht unscheinbar, aber das Essen ist richtig gut: frisch, würzig, schmackhaft. Klare Empfehlung!
Danach drehen wir noch eine Runde am Lake Estes. Über dem Wasser spannt sich ein zarter Regenbogen – ein letzter Farbtupfer, bevor der Tag langsam zur Ruhe kommt.
Es ist Calving Season bei den Elks, und überall stehen Warnschilder, dass die Tiere – vor allem die Mütter – in dieser Zeit sehr aggressiv reagieren können, wenn man ihnen zu nahe kommt. Andreas hatte das gestern beim Joggen schon unfreiwillig getestet…
Umso erstaunlicher, dass wir heute ein kleines Elk-Kalb ganz allein unter einem Baum entdecken. Keine Mutter in Sicht. Wir halten respektvoll Abstand und beobachten die Szenerie – bis nach einer Weile doch noch die Mutter auftaucht und die beiden gemächlich davontraben. Eine ruhige, schöne Begegnung – und ein passender Abschluss für unseren letzten Abend in Estes Park.
Kurz vor acht sind wir wieder zurück in der Lodge und lassen den Tag gemütlich ausklingen. Morgen heißt es nochmal früh raus – mit hoffentlich letzter Elchsichtung zum Abschied.