USA Südwesten
Estes Park: Calypso, Cascades & Cantina
Für heute ist wieder einmal durchwachsenes Wetter angesagt – und so planen wir, möglichst früh aufzubrechen, denn am Vormittag sollen die Wetterbedingungen am stabilsten sein. Um 8:15 Uhr sitzen wir im Auto. Der Himmel ist komplett wolkenverhangen, aber hier und da drückt sich die Sonne schon zaghaft durch – wir bleiben optimistisch.
Unser Ziel ist der Wild Basin Trailhead, ein Tipp vom Ranger im Visitor Center gestern. Er meinte, die Wasserfälle dort seien besonders eindrucksvoll, und das Tal sei deutlich ruhiger als die bekannteren Ecken des Parks. Klingt doch gut!
Nach rund 30 Minuten Fahrt erreichen wir die Wild Basin Entrance Station. Weil wir vor 9:00 Uhr ankommen, brauchen wir kein Timed-Entry-Permit – nur unseren Annual Pass – sehr praktisch.
Die letzten Kilometer von hier bis zum Trailhead sind etwas abenteuerlich. Schlagloch reiht sich an Schlagloch, und wir bewegen uns im Schritttempo über die holprige Piste.
Am Parkplatz begrüßt uns wie so oft – ein Schild mit Bärenwarnung – wie schon so oft in den letzten Tagen. Und auch wenn wir eine gesunde Portion Respekt vor den Tieren haben: Ein klein bisschen neugierig wären wir ja schon – mit sicherem Abstand, versteht sich.
Um kurz nach 9:00 Uhr starten wir unsere Wanderung.
Erstes Highlight nach wenigen Minuten: die Copeland Falls, bestehend aus Upper und Lower Falls – hübsch eingebettet zwischen Felsen, Moos und Tannen. Das Wasser schießt kraftvoll über die Steinstufen, und der Weg dorthin ist noch sehr gemütlich.
Dann geht es allmählich bergauf. Der Pfad wird steiniger und führt uns durch dichte, duftende Wälder, vorbei an gluckernden Bächen und kleineren Wasserfällen.
Besonders beeindruckend sind die Calypso Cascades – ein weit verzweigtes, rauschendes Netz aus Wasserläufen, das sich elegant über Felsstufen ergießt. Hier halten wir inne, genießen die Szenerie – einfach wunderschön.
Hinter den Cascades nimmt die Steigung etwas zu, und wir begegnen den ersten kleinen Schneefeldern. Das Wetter hält, auch wenn die Sonne sich weiterhin nur sporadisch zeigt.
An den Ouzel Falls, einem weiteren imposanten Wasserfall, legen wir unsere verdiente Sandwichpause ein. Das Wasser donnert in zwei Kaskaden über den Fels – man kann direkt bis an die Gischt heranlaufen und spürt die Kraft des Wassers ganz unmittelbar. Eine richtig schöne Raststelle.
Ab hier wird der Schnee mehr, und wir entscheiden uns gegen den Abstecher zum Ouzel Lake – der liegt nochmal ein paar hundert Höhenmeter weiter oben, und durch knietiefen Schnee zu stapfen war heute definitiv nicht Teil des Plans.
Stattdessen nehmen wir den Thunder Lake Trail und später den Lion Trail zurück, die uns auf einer alternativen Route wieder zum Ausgangspunkt bringen. Die Sonne blitzt jetzt immer öfter durch die Wolken, aber für ein wirklich perfektes Foto reicht es nie ganz – aber das stört heute niemanden. Es ist trotzdem wunderschön.
Nach gut viereinhalb Stunden erreichen wir wieder den Parkplatz. Dort lassen wir uns an einem der Picknicktische nieder, genießen Teil zwei unseres Proviants und blicken zufrieden auf einen abwechslungsreichen Wandertag zurück.
Auf dem Rückweg nach Estes Park legen wir einen kurzen Zwischenstopp an der St. Catherine’s Chapel on the Rock ein – eine kleine, charmante Kapelle, spektakulär auf einem Felsen gelegen. Und sie ist sogar geöffnet! In den USA alles andere als selbstverständlich. Die 1936 erbaute Kirche wurde um einen massiven Granitfelsen herum errichtet und fügt sich perfekt in die Landschaft ein. Ein stimmungsvoller Ort.
Gegen 14:30 Uhr sind wir zurück in unserer Unterkunft. Es hat etwas aufgeklart, also machen wir noch einen Abstecher zum Lake Estes. Die Runde ist gemütlich, mit schönem Blick auf die umliegenden Berge und den glitzernden See – inklusive diverser Tierbegegnungen.
Als sich ein Gewitter ankündigt, drehen wir lieber rechtzeitig um – durchnässt wollten wir dann doch nicht werden. Immerhin: Eine gute Stunde Bewegung war noch drin.
Zurück im Hotel gönne ich mir eine heiße Dusche und eine wohlverdiente Pause. Andreas dagegen schnürt schon wieder die Laufschuhe – die Niederlage gegen Christian beim BolderBoulder wurmt offenbar immer noch. 😄
Am Abend kehren wir bei Ed’s Cantina ein, einem mexikanischen Restaurant mit lässiger Atmosphäre und soliden Preisen. Es gibt Margaritas, Nachos, Enchiladas und Fisch – alles in allem lecker, wenn auch kein kulinarischer Höhenflug. Aber genau das Richtige nach einem langen Wandertag.
Danach bummeln wir noch eine kleine Runde durch die Innenstadt von Estes Park, bevor wir gegen 19:30 Uhr wieder in der Lodge sind.
Dort telefonieren wir noch eine Runde mit Christian, der heute Geburtstag hat, dann heißt es: Licht aus. Denn morgen wartet der nächste Tag in den Rockies!