USA Südwesten
Mesa Verde: Vergangenheit zum Anfassen
Die Nacht im Retro Inn ist mal wieder eine kleine Herausforderung: Die Klimaanlage klingt wie ein startendes Flugzeug, und sobald sie sich ausschaltet, zieht tropische Hitze durchs Zimmer. Schlafen findet irgendwo dazwischen statt – immerhin.
Das Frühstück entspricht exakt unseren Erwartungen an ein günstiges Motel: Continental light. Ich halte mich lieber an mein mitgebrachtes Granola – da weiß man, was man hat.
Um Punkt 8:00 Uhr sind wir abfahrbereit. Unser Ziel: der Mesa Verde Nationalpark. Wir zeigen am Eingang unseren Jahrespass vor und fahren auf direktem Weg zum Parkplatz am Cliff Palace. Unterwegs rauschen wir an Aussichtspunkten vorbei, die wir uns für später aufheben – wir wollen unsere gebuchte Tour um 9:30 Uhr auf keinen Fall verpassen.
Am Trailhead treffen wir auf unseren Ranger und eine stattliche Gruppe von rund 40 Leuten.
Die Führung durch den Cliff Palace ist ausgesprochen informativ. Wir lernen viel über das Leben der Ancestral Puebloans, die hier – geschützt unter einer gewaltigen Felswand – zwischen dem 6. und dem späten 13. Jahrhundert gelebt haben.
Der Cliff Palace ist die größte Felsenwohnung Nordamerikas – über 150 Räume und 23 Kivas, die unterirdischen, zeremoniellen Räume der Ancestral Puebloans.
Besonders eindrucksvoll ist die durchdachte Wasserversorgung: Regenwasser versickert auf der darüberliegenden Hochebene im porösen Sandstein und tritt Monate später in kleinen Quellen wieder aus – ein natürlicher Speicher, der selbst längere Trockenphasen überbrücken konnte.
Der Ranger erzählt uns auch von der berühmten Keramik aus Mesa Verde – schwarz-weiß gemusterte Gefäße, kunstvoll bemalt und über offenem Feuer gebrannt. Die Designs sind nicht nur schön, sondern auch symbolisch aufgeladen, manche erzählen ganze Geschichten.
Warum die Menschen diese Orte am Ende verließen, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Wahrscheinlich spielten mehrere Faktoren eine Rolle: lange Dürreperioden, Ressourcenknappheit, vielleicht auch soziale Spannungen.
Um 10:30 Uhr endet die Tour – aber unser Tag im Park ist noch lange nicht vorbei. Wir drehen zunächst eine Runde über die Cliff Palace Loop Road, halten an den verschiedenen Aussichtspunkten und lassen die eindrucksvolle Landschaft auf uns wirken.
Danach zieht es uns noch zu einer kleinen Wanderung – der Spruce Canyon Trail klingt nach der idealen Wahl.
Gegen 11:00 Uhr starten wir. Der Weg führt hinab in ein überraschend grünes Tal, das von hohen Felsen und Wacholderbäumen gesäumt ist. Auf den gut 4 Kilometern begegnen wir kaum anderen Wanderern – ein wohltuender Kontrast zur geführten Tour.
Das Licht, das durch die Bäume fällt, die Stille, die Felswände – alles zusammen schafft eine fast meditative Stimmung. Unterwegs entdecken wir sogar noch ein paar kleinere, gut versteckte Felsenwohnungen – ein kleines Extra-Highlight dieser ohnehin lohnenden Wanderung.
Um 12:30 Uhr sind wir zurück am Parkplatz. Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen für unser Picknick – heute früh hatten wir uns Sandwiches gemacht, die jetzt gerade recht kommen.
Frisch gestärkt machen wir uns auf den Rückweg aus dem Park und nehmen diesmal auch die Aussichtspunkte mit, an denen wir morgens vorbeigefahren sind. Besonders beeindruckend ist der Park Point Overlook – der höchste Punkt im gesamten Nationalpark.
Von hier aus soll man bei klarer Sicht gleich vier Bundesstaaten sehen können – Colorado, Utah, Arizona und New Mexico. Heute ist es ein wenig diesig - deshalb keine Fotos - aber der Ausblick bleibt trotzdem grandios.
Zum Abschluss machen wir noch einen kurzen Stopp im Visitor Center – ein weiterer Kühlschrankmagnet wandert in unsere Sammlung – und dann nehmen wir Kurs auf Pagosa Springs.
Unsere Rundreise nähert sich langsam wieder ihrem Ausgangspunkt im Norden – der Kreis schließt sich bald.
Unterwegs gibt’s ein Eis zur Erfrischung, bevor wir gegen 16:30 Uhr im Alpine Inn einchecken. Das Motel liegt etwas außerhalb, deshalb fahren wir nach dem Einrichten im Zimmer noch einmal mit dem Auto in die Stadt.
Abendessen gibt es im Tequila’s Mexican Restaurant. Leider nicht unser bester Abend. Die Margarita ist nicht mein Fall, und der Kellner macht keinen Hehl daraus, dass er heute keine Lust auf Gäste hat. Das spiegelt sich dann natürlich auch in der Höhe des Trinkgelds wider – schade.
Zur Wiedergutmachung machen wir noch einen Spaziergang entlang des San Juan River Walk. Ein ruhiger, schön angelegter Weg direkt am Fluss. Wir lassen uns Zeit, setzen uns auf eine Bank, beobachten die letzten Sonnenstrahlen, die über das Wasser tanzen, und atmen tief durch.
Gegen 19:30 Uhr sind wir zurück am Auto und fahren die wenigen Kilometer zum Hotel. Noch ein bisschen Fernsehen, ein kleiner Absacker – und dann heißt es: Licht aus. Morgen geht’s weiter.