USA Südwesten

Sedona: West Fork, Wiedersehen & Rabenschmaus

Heute ist Andreas’ Geburtstag – und pünktlich mit den ersten Sonnenstrahlen trudeln auch schon die ersten Geburtstagsgrüße und -ständchen aus der Heimat ein.

Der morgendliche Lauf fällt heute aus, denn wir haben bereits um 8:00 Uhr eine Wanderverabredung.

Frühstück gibt’s deshalb schon um 6:45 Uhr – heute mal hawaiianisch: Loco Moco nennt sich das Ganze und besteht aus weißem Reis mit Frikadelle, gebratenem Ei und einer cremigen Champignonsoße. Klingt wild, schmeckt super – und macht satt für den Tag.

Pünktlich um 7:20 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Trailhead des West Fork Trails im Oak Creek Canyon. Der gilt als einer der schönsten in ganz Arizona – und das zu Recht, wie sich zeigen wird.

Um 7:50 Uhr rollen wir auf den Parkplatz – und mit perfektem Timing trifft auch Kathleen ein, die wir von der Coyote Gulch Tour kennen. Wiedersehen mit Wanderanschluss – wie cool!

Der West Fork Trail führt durch ein enges, schattiges Tal, entlang des Oak Creek und vorbei an dramatisch hohen roten Sandsteinwänden.

Wir durchqueren den Bach mehrfach – aber das kennen wir ja mittlerweile und haben keine Angst vor nassen Füßen. Im Gegenteil: Bei Temperaturen um die 35 Grad ist das eher eine Wohltat.

Die Strecke ist einfach zu laufen, die Schönheit der Landschaft macht ohnehin jeden Schritt zum Genuss. Es ist ein angenehmer, ruhiger Morgen, und wir unterhalten uns viel – über Reisen, das Leben, vergangene Touren.

Und ehe wir uns versehen, haben wir nach rund 5 Kilometern das offizielle Trailende erreicht. Hier sind wir vor 13 Jahren, als wir die Wanderung mit Christian gemacht haben, umgekehrt. Damals war hier Schluss. Heute jedoch nicht.

Diesmal schauen wir auf die Karte und sehen, dass der Pfad durchaus noch ein gutes Stück weitergeht – allerdings nicht mehr gewartet und deutlich wilder.

Eine Familie rät uns ab: Das Wasser sei eiskalt, stellenweise hüfthoch. Wir überlegen kurz. Aber dann kommt ein älteres Ehepaar, das ohne viel Federlesens ins Wasser steigt und einfach weitermarschiert. Okay, denken wir – dann kann es ja so schlimm nicht sein.

Und tatsächlich: Die Schuhe sind bald durchweicht, aber das Wasser ist überraschend angenehm. Und was danach kommt, ist die eigentliche Magie dieses Trails.

Die Schlucht wird enger, die Wände rücken dichter zusammen, das Licht wird weicher, die Geräusche leiser. Vor jeder Biegung denken wir: Die eine nehmen wir noch mit, dann kehren wir um. Doch es wird immer noch schöner und wir laufen immer weiter.

Wir waten durchs Wasser, kraxeln über Felsen, folgen dem Lauf des Creeks. Es ist wild, ursprünglich – und absolut fantastisch.

Irgendwann treffen wir drei junge Männer, die hier im Creek übernachtet haben – Respekt.

Wir machen an ihrer Lagerstelle eine kurze Snackpause, gehen dann noch ein Stück weiter, aber gegen 11:30 Uhr ist wirklich Schluss: Der Canyon verengt sich zu einer Art Becken, und ohne zu schwimmen geht hier definitiv gar nichts mehr. Wir beschließen, dass das ein würdiger Wendepunkt ist.

Auf dem Rückweg gibt’s dann noch Natur-Doku live: Ein Rabe zerrt eine noch lebende Schlange über einen Stein, hackt, flattert, zieht und fliegt schließlich mit seiner Beute davon. Wir schauen fasziniert (und ein kleines bisschen schockiert) zu.

Natur kann ganz schön direkt sein.


Gegen 14:00 Uhr – nach sechs Stunden Wanderung, Wasserabenteuer und Wildlife – sind wir wieder am Parkplatz.

Wir verabreden uns mit Kathleen noch zum Lunch im ChocolaTree, einem vegetarischen Restaurant mit Hippie-Vibes, Hauslimonade und richtig relaxter Atmosphäre.

Es ist total schön, dass wir sie hier in Sedona nochmal treffen konnten. Solche Begegnungen sind das i-Tüpfelchen am Reisen.

Zurück in unserer Lodge: Duschen, Terrasse, Füße hoch. Muss einfach sein.

Und weil Geburtstag ist, darf das Geburtstagskind auch das Abendessen aussuchen: Es geht in die Oak Creek Brewery.

Andreas genießt dort – wie sollte es anders sein – ein wohlverdientes Bier, während ich mich heute mal als Chauffeurin betätige. Zum Essen gibt’s Rippchen für Andreas und eine Quesadilla für mich. Herzhaft, deftig, lecker.

Gegen 19:30 Uhr sind wir wieder zurück im B&B und machen es uns noch im gemütlichen Wohnzimmer bequem. Dann packen wir schon ein bisschen unsere Sachen zusammen, denn morgen müssen wir Sedona leider schon wieder verlassen – und es geht langsam zurück in Richtung Colorado.