USA Südwesten

Sedona: Cow Pies, Kletterspaß & Ein Hangover

Dank Zeitverschiebung (und vermutlich auch einer gewissen inneren Uhr) sind wir heute ziemlich früh wach – um 5:30 Uhr ist es draußen schon taghell. Kaum zu glauben, dass es vor zwei Tagen im Zion zu dieser Zeit noch stockfinster war. Andreas nutzt die Gelegenheit für seine morgendliche Laufrunde, während ich noch ein kleines Nickerchen einlege. Jeder so, wie er’s braucht.

Um 7:15 Uhr sitzen wir beim Frühstück in der Sedona Bear Lodge – und erleben dabei eine kulinarische Premiere:

Asia-Fusion auf die Frühstücksvariante! Es gibt Sushi-Burritos mit Miso-Suppe. Klingt ungewöhnlich, schmeckt aber überraschend gut.

Masumi, unsere Gastgeberin, ist Japanerin, Myles kommt aus Hawaii – die Kombination ergibt also durchaus Sinn.

Innen drin: Rührei, Hackfleisch und Avocado. Schräg, aber lecker.

Nach kurzer Wanderberatung fällt die Wahl auf den Munds Wagon, Cow Pies & Hangover Loop Trail – eine Runde mit etwas Nervenkitzel, tollen Ausblicken und genau der richtigen Länge für einen aktiven Tag in der roten Felsenwelt von Sedona.

Gegen 9:00 Uhr sind wir am Trailhead und zehn Minuten später schon unterwegs. Die Runde führt uns durch eine klassische Sedona-Kulisse: Roter Fels, knorrige Bäume, viel Sonne. Wir umrunden unterwegs die charakteristischen Formationen mit den klangvollen Namen Pointed Dome, Queen Victoria und The Teapot – kein Wunder, dass man hier leicht ins Schwärmen gerät.

Andreas entdeckt unterwegs in der Ferne einen kleinen Arch und macht sich auf, diesen zu erklettern. Ich passe – meine Knie winken ab und ich finde ein schattiges Plätzchen, um die Zeit bis zu seiner Rückkehr zu überbrücken.

Danach geht’s gemeinsam weiter – und besonders der Hangover Trail verlangt an einigen Stellen durchaus ein wenig Kletterei. Ganz nach unserem Geschmack!

Unterwegs dann ein Naturmoment, der uns beide begeistert: Wir sehen mehrere blühende Agaven, deren Blütenstängel über vier Meter hoch in den Himmel ragen – fast doppelt so groß wie ich. So etwas haben wir noch nie gesehen.

Am Abend fragen wir neugierig bei Myles nach und erfahren, dass es sich um die sogenannte Century Plant handelt. Sie blüht nur ein einziges Mal im Leben – und das erst nach 10 bis 30 Jahren. Danach stirbt sie ab, hinterlässt aber meist kleine Ableger. Ein erstaunlicher Lebenszyklus.

Gegen Mittag suchen wir uns ein windstilles Plätzchen (Schatten ist zu dieser Tageszeit eher Mangelware) und futtern ein paar Snacks. Ein kleines Picknick mit grandioser Aussicht – manchmal braucht es nicht mehr.

Auf dem Rückweg kreuzen wir mehrfach die legendäre Schnebly Hill Road, eine echte Offroad-Piste mit Kultstatus. Sie ist vor allem bekannt für ihre extrem holprige Fahrt – ein Paradies für Jeeps und Tourguides mit stabilem Magen.

Besonders auffällig: die knallpinken „Pink Jeeps“, die Touristen in Scharen durch die Felsen kutschieren. Wir beobachten das bunte Treiben von oben – ganz ohne Gerüttel.


Um 15:00 Uhr sind wir zurück am Auto und machen uns auf nach Sedona Downtown. In Tlaquepaque, der hübsch inszenierten Einkaufswelt im mexikanischen Stil, gönnen wir uns eine Margarita und ein spätes Lunch im El Rincon. Die „Kleinigkeit“ entpuppt sich allerdings als stattliche Portion – die Hälfte kommt mit zurück ins Auto.

Der Bummel durch die Arkaden und Galerien fällt eher kurz aus. Vieles hier kennen wir schon. Und auch wenn die Mischung aus Kunsthandwerk und touristischem Nippes charmant präsentiert wird – so richtig hängen bleiben wir nirgends.

Also zurück zur Unterkunft: duschen, ein bisschen auf der Terrasse abhängen, durchschnaufen.


Um 18:00 Uhr starten wir nochmal – Myles hat uns einen kleinen Geheimtipp für den Sonnenuntergang verraten. Ein Aussichtspunkt mit Blick auf den Cathedral Rock, aber nicht ganz so überlaufen wie die berühmte Airport Mesa.

Ganz alleine sind wir hier natürlich auch nicht – aber die Stimmung, das Licht, der Blick… es ist einfach Sedona-Magie pur.

Zurück in der Lodge lassen wir den Tag mit einem kleinen Plausch im Wohnzimmer mit Myles und anderen Gästen ausklingen. Heute gehen die Lichter etwas früher aus – und das ist auch gut so.