USA Südwesten
Zwischen White Domes und Wave-Träumen
Um Punkt 6:00 Uhr klingelt der Wecker – Halbzeit unseres Urlaubs!
Heute steht eine lange Wanderung auf dem Plan: Es geht zu den White Domes, einer abgelegenen Felsformation im Vermilion Cliffs National Monument, die nur über wenig markierte Pfade erreichbar ist.
Wir legen einen Schnellstart hin, schmieren ein paar Sandwiches für unterwegs und freuen uns über die Açai Bowl, die Peggy uns netterweise am Vorabend in den Kühlschrank gestellt hat – denn das Frühstück im B&B verpassen wir heute.
Um 7:20 Uhr sind wir startklar und rollen bei strahlendem Sonnenschein los. Urlaubswetter deluxe!
Eine Stunde später erreichen wir den Squirrel Canyon Trailhead. Nur ein weiteres Auto steht dort – es wird also wohl eine einsame Wanderung. Wir brauchen noch einen Moment, bis wir alle Wasserblasen gefüllt, Snacks verstaut und Sonnencreme aufgetragen haben. Um 8:45 Uhr geht’s endlich los.
Zunächst folgen wir der Dirt Road bis zum Water Canyon Trailhead. Von dort führt der Weg bergauf – teils durch schattige Schluchten, teils über offene Felsflächen. Und, wie der Name schon sagt, begleitet uns hier auch Wasser – allerdings kein Vergleich zu den eiskalten Fluten von gestern: Heute müssen wir glücklicherweise nicht hindurch.
Der schattige Aufstieg ist angenehm, und obwohl es stetig bergauf geht, kommen wir gut voran. Am Wegesrand entdecken wir einige Sträucher – Himbeeren? Brombeeren? Schwer zu sagen. Jedenfalls ist es noch zu früh im Jahr zum Naschen.
Die Landschaft wird zunehmend rauer, das Terrain wilder – und bald sind auch die ersten Kraxeleinlagen fällig. Der Weg windet sich über glattgeschliffene Felsen, schmale Stufen und kleine Felsabsätze, über die wir uns mit Händen und Füßen hocharbeiten müssen.
Manchmal ist kein klarer Pfad mehr zu erkennen, stattdessen folgen wir natürlichen Linien im Gestein oder intuitiven Trittspuren.
Es ist abwechslungsreich, fordernd – aber nie wirklich gefährlich. Im Gegenteil: Gerade diese Abschnitte machen den besonderen Reiz aus. Mit jedem gewonnenen Höhenmeter öffnet sich der Blick ein Stück mehr, und immer wieder zwingen uns neue Felsformationen zu kurzen Kletterpartien – mal über schräge Platten, mal durch enge Rinnen, dann wieder über stufige Terrassen. Eine Wanderung zum Mitdenken.
Nach etwa drei Stunden erreichen wir eine kleine Hochfläche am sogenannten Top Rock und machen eine erste Pause. Zeit für Snacks, Wasser und einen Blick auf die Karte.
Wir denken, dass wir das Gröbste geschafft haben – vielleicht noch eine halbe Stunde, schätzen wir optimistisch. Doch von hier an gibt es keinen klaren Weg mehr, nur noch Orientierung per GPS-Track. Immer wieder verpassen wir die Route, müssen korrigieren und neu ansetzen.
So dauert es letztlich doch noch gute 90 Minuten, bis wir um 13:30 Uhr endlich an unserem Ziel stehen: den White Domes.
Die Landschaft ist beeindruckend – weiße, glattgeschliffene Felsen, kunstvoll geschichtet und von Wind und Wetter geformt. Fast sieht es aus, als hätte jemand riesige, geschwungene Muscheln in die Wüste gelegt. Wir erkunden das Areal, machen Fotos, klettern ein wenig herum – und lassen uns dann endlich zu einer wohlverdienten Lunchpause nieder.
Gegen 14:00 Uhr treten wir den Rückweg an.
Der Abstieg führt uns zunächst über den Sawmill Trail in den Squirrel Canyon und schließlich in den breiteren Short Creek Canyon. Auch wenn es zwischendurch durch tiefen Sand geht, kommen wir deutlich schneller voran. Es gibt weniger Kraxelei, und der Weg ist nun klar erkennbar.
Die Landschaft ist nicht ganz so spektakulär wie auf dem Hinweg, aber trotzdem schön – und vor allem: bergab!
Um 17:15 Uhr, nach 8,5 Stunden und rund 18 Kilometern, sind wir zurück am Auto. Müde, verschwitzt – aber sehr zufrieden.
Wir greifen sofort zur Kühltasche: ein eiskaltes Getränk für jeden. Und dann schnell los, denn wir haben noch eine Mission: Vielleicht klappt es ja heute endlich mit dem heiß begehrten „Last-Minute-Wave-Permit“ für übermorgen. Dafür muss man im richtigen GPS-Bereich sein – und das auch noch vor 18:00 Uhr.
Kurz vor dem Pipe Spring National Monument überqueren wir die Grenze nach Arizona – und prompt zeigt mein Handy „No Service“. Kein Netz! Panik! Andreas gibt Gas, ich checke im Minutentakt die Empfangsanzeige.
Und tatsächlich: Um 17:58 Uhr taucht plötzlich ein Balken Empfang auf. Schnell – einloggen, bewerben, absenden! Geschafft! Ob es klappt? Keine Ahnung – aber der Versuch war’s wert.
Gegen 18:30 Uhr rollen wir in Kanab ein und checken für die nächsten drei Nächte in der Parry Lodge ein. Ein geschichtsträchtiger Ort – hier logierten früher die Westernstars, heute wir.
Wir richten uns kurz ein, chillen ein bisschen – und gehen dann direkt zum Abendessen. Die heiße Dusche muss noch warten.
Im Wild Thyme Café stoßen wir erst einmal mit wohlverdienten Cocktails an. Andreas bestellt Tacos, ich nehme das Pistachio Chicken – beides sehr lecker.
Auf dem Rückweg ins Hotel erreicht uns dann die E-Mail vom BLM: Leider kein Glück mit der Wave. Tja, es soll wohl nicht sein. Dann bleibt’s beim ursprünglichen Programm – auch gut.
Zurück in der Parry Lodge gönnen wir uns endlich eine ausgiebige Dusche und lassen den Abend dann ruhig ausklingen.