USA Südwesten
St. George: Candy Cliffs, Heiße Luft & weiße Tempel
Die Klimaanlage hat die ganze Nacht durchgeackert – und das war auch bitter nötig. Draußen war es selbst um Mitternacht noch weit entfernt von gnädig, drinnen galt es also, einen halbwegs erträglichen Kompromiss zwischen Sauna und Presslufthammer zu finden 😉. Trotzdem haben wir ganz ordentlich geschlafen.
Um 6:30 Uhr schnürt Andreas seine Laufschuhe und dreht eine morgendliche Runde – ich hingegen bleibe noch ein Weilchen in unserem gemütlichen Bett liegen, das ich nun ganz für mich allein habe.
Nach einer kleinen Akrobatikeinlage im winzigen Bad geht es um 8:00 Uhr zum Frühstück.
Am Vorabend hatten wir unsere Wünsche auf einer Liste angekreuzt: ich bekomme ein vegetarisches Omelett mit Hash Browns, Andreas eine fleischigere Variante mit Rührei.
Reichlich, sättigend, ganz okay.
Dann schmieren wir uns noch zwei Sandwiches für unterwegs, füllen die Kühlbox mit frischem Eis und rollen um 9:00 Uhr vom Hof.
Unser Ziel am Vormittag: die Yant Flats, auch bekannt als „Candy Cliffs“. Ab Leeds biegen wir auf die Cottonwood Springs Road ab – eine holprige Piste, gesäumt von üppigem Grün, Kühen und zuckersüßen Kälbchen.
Nach einer Stunde sind wir am Trailhead. Ein paar Autos stehen schon da – Geheimtipp? Offenbar nicht mehr so ganz. Wir tragen uns ins Trail Register ein, schnüren die Schuhe und los geht’s.
Der Weg beginnt recht unspektakulär durch eine Waldlandschaft mit Pinien, Wacholder und pink blühenden Prickly Pears.
Nach einer Weile öffnet sich das Gelände, und wir stapfen durch tiefen, weichen Sand – ein kleiner Kraftakt.
Schließlich führen uns Steinmännchen zu einer surrealen Landschaft aus gewellten, bunten Felsen: gewirbelte Farben, glattgeschliffene Flächen, Brainrocks – der perfekte Abenteuerspielplatz für Fotobegeisterte.
Wir erkunden die Strukturen, klettern über die Formationen, bestaunen das Farbenspiel und genießen die Aussicht.
Es ist windig – mein Sonnenhut fliegt fast davon und wandert sicherheitshalber in den Rucksack. Der Himmel ist blitzblau und wolkenlos, dafür gnadenlos sonnig.
Gegen 12:30 Uhr sind wir wieder zurück am Auto. Ein kurzer Snack – dann geht es weiter zur Red Cliffs National Recreation Area.
Am Parkeingang wandern hier fünf Dollar Gebühr in den dafür vorgesehenen Umschlag, Autokennzeichen und Ankunftszeit drauf – und ab in den Kasten.
Bevor es losgeht, stärken wir uns noch am Picknickplatz mit unseren Sandwiches. Dann starten wir um 14:00 Uhr die zweite Wanderung des Tages - den Red Reef Trail.
Der Weg führt durch ein grünes Tal entlang eines ausgetrockneten Flussbetts, die Vegetation üppig, die Kakteen diesmal gelb blühend. Auf Schildern werden wir gebeten, auf Schildkröten zu achten – angeblich gibt’s hier viele. Leider lassen sie sich heute nicht blicken.
Wir folgen dem Trail in Richtung kleiner Wasserfälle – doch die sind, wenig überraschend bei 35 Grad im Schatten, komplett versiegt. Schade – aber bei der Hitze können wir es ihnen nicht verdenken. Nach einer Stunde sind wir wieder am Auto zurück und dankbar für die kühle Luft aus der Klimaanlage.
Auf dem Rückweg nach Saint George machen wir noch einen kurzen Stopp am Quail Creek Reservoir: das türkisfarbene Wasser strahlt regelrecht und hat einen erstaunlich hohen Pegel – die Bäume stehen buchstäblich im Wasser.
Ein Tankstopp später sind wir gegen 16:00 Uhr wieder im B&B.
Erst mal duschen, erholen, auf dem winzigen Balkon entspannen – bei der Hitze absolut notwendig.
Um 17:30 Uhr machen wir uns nochmal auf den Weg, um ein bisschen durch St. George zu schlendern.
Erstes Ziel: das Winterhaus von Brigham Young, dem legendären Mormonenführer.
Eigentlich wollen wir nur kurz von außen schauen, aber da kommt auch schon eine freundliche Missionarin auf uns zu und bietet uns eine Führung an. Sie erzählt engagiert von der durchaus interessant Geschichte des Hauses, und – wie zu erwarten – versucht sie uns am Ende eine Mormonenschrift ans Herz zu legen. Wir bleiben freundlich, lehnen aber dankend ab.
Dann ist uns nach etwas zu essen. Am George’s Corner Restaurant stehen einige Leute draußen – sie wollen alle drinnen sitzen, trotz Eiseskälte durch die Klimaanlage. Wir geben an, draußen sitzen zu wollen, und werden prompt zu einem freien Tisch geführt.
Wir essen leicht: Buttermilk Chicken und Caesar Salad, begleitet von einer Margarita – genau richtig nach zwei Wanderungen und bei dieser Hitze.
Danach drehen wir noch eine kleine Runde durch das abendliche St. George und statten dem Tempel einen Besuch ab. Ein beeindruckender weißer Bau mit großen gepflegten Gärten – bei Sonnenuntergang eine eindrucksvolle Szenerie.
Um 21:00 Uhr sind wir zurück im B&B. Andreas versucht noch erfolglos, den Schadensfall mit dem Mietwagen bei Hertz online zu melden – und dann lassen wir den heißen Tag ruhig und zufrieden ausklingen.