USA Südwesten

Coyote Gulch: Wasser, Wraps & Wacklige Knie

Die zweite Nacht im Canyon war lebhaft.

Die Karaoke-Nacht der Frösche hat uns mit dem lautstarken Konzert ziemlich um den Schlaf gebracht und entsprechend schwer kommen wir morgens aus den Schlafsäcken. Um 6:30 Uhr stehen wir schließlich auf. Eine Stunde später gibt’s wie gewohnt die ersten heißen Getränke – heiße Schokolade, Tee, Kaffee – jeder nach Gusto.

Zum Frühstück gibt es heute Granola. Auch dafür reicht heißes Wasser, um daraus eine warme Mahlzeit zu machen. Alles, was wir essen, wurde in getrockneter Form mitgenommen – um Gewicht zu sparen. Eine ziemlich clevere Logistik.

Kurz vor 8:30 Uhr brechen wir auf. Wir laufen denselben Weg zurück, den wir gestern gekommen sind – aber durch die veränderte Perspektive fühlt es sich trotzdem neu an. Kein bisschen langweilig, eher wie eine andere Variante desselben Abenteuers.

Der erste Stopp ist wieder der kleine Wasserfall. Hier ist etwas Teamarbeit gefragt, um die hohen Stufen zu überwinden: Das Gepäck wird hochgereicht, helfende Hände packen zu – und Kathleen nutzt die Gelegenheit für ein kurzes Bad im klaren Wasser.

Ein Stück weiter – nach einer kurzen, aber eindrucksvollen Passage entlang des Bachbetts – stoßen wir auf einen weiteren Wasserfall, der uns am Vortag in der Gegenrichtung kaum aufgefallen war.

Jetzt aber, mit dem Licht im Rücken, offenbart sich seine volle Schönheit: Das Wasser rauscht über eine Felskante in ein kleines, von roten Wänden eingerahmtes Becken – und wir halten inne. Klar, so ein Ort schreit förmlich nach einem Mini-Fotoshooting.

Allerdings ist mir bei der Sache nicht ganz wohl: Für die beste Perspektive muss man sich ziemlich weit auf einen Felsvorsprung vorwagen. Und da ich nicht unbedingt für Schwindelfreiheit bekannt bin, ist vermutlich weder meine Körperhaltung noch mein Gesichtsausdruck wirklich Instagram-tauglich 🤣

Andreas hingegen sitzt völlig entspannt da, als wäre er auf einem Aussichtsbalkon mit Geländer.

Weiter geht es — vorbei an vertrauten, nun aber anders beleuchteten Felsformationen — und wir passieren erneut den Cliff Arch und die Coyote Natural Bridge.

Um nasse Schuhe schert sich schon lange keiner mehr…

Mittagspause machen wir an den Swiss Cheese Falls – benannt nach den runden Löchern im Fels, die an Schweizer Käse erinnern.

Zum Lunch gibt es heute Wraps mit Peanut Butter und Strawberry Jelly – ganz klassisch amerikanisch. Für uns allerdings nicht der kulinarische Höhepunkt der Reise 😉.

Zum Glück gibt es Alternativen, und wir werden trotzdem satt. Nach dem Essen kühlen wir uns im Wasser ab, schlendern ein wenig herum und lassen die Sonne auf uns wirken.

Gegen 14:00 Uhr sind wir wieder am Jacob Hamblin Arch, wo wir die erste Nacht verbracht haben. Doch der Platz ist schon gut besucht – Zelte stehen, die “Küche” ist belegt, auch andere geeignete Plätze entlang des Weges sind bereits vergeben.

Unsere Guides beraten sich kurz, und Andrea geht voraus, um zu schauen, ob unser heutiger Wunschplatz noch frei ist. Falls nicht, müssten wir spontan umplanen.

Die Hitze des Nachmittags macht sich bemerkbar, und meine Energiereserven sind inzwischen ziemlich aufgebraucht. Gut, dass uns der kleine Bach noch immer begleitet und regelmäßig für Erfrischung sorgt.

Dann kommt uns Andrea entgegen – sichtlich erleichtert. Sie hat den Platz erfolgreich für uns reserviert und wollte nur sichergehen, dass bei uns alles in Ordnung ist.

Gegen 15:30 Uhr erreichen wir den Lagerplatz: ein ruhiger, schattiger Alkoven mit viel Platz – perfekt für eine entspannte letzte Nacht im Canyon.

Wir richten uns ein, legen die Rucksäcke ab, strecken die Beine aus. Es bleibt Zeit zum Austauschen, Plaudern, Tipps sammeln. Besonders Bernie, der in St. George lebt, versorgt uns mit vielen hilfreichen Hinweisen für den nächsten Abschnitt unserer Reise.

Mit Wasser filtern, Zelt aufbauen, Küche vorbereiten und Essen kochen vergeht die Zeit wie im Flug. Zum Abendessen gibt es heute Pasta mit Pesto und Hühnchen – simpel, aber trotzdem lecker. Vielleicht liegt es am Hunger, vielleicht an der Atmosphäre, vielleicht an beidem.

Plötzlich ist es schon 19:00 Uhr. Noch eine gemütliche Runde in der Abendstimmung, dann zieht es jeden langsam ins Zelt.

Ich hoffe, dass die gefiederten Nachtschwärmer heute eine Pause einlegen – ein bisschen mehr Schlaf wäre schön.

Gute Nacht aus dem Alkoven.