USA - Mittlerer Westen

Carhenge, Toadstool Geological Park, Custer State Park

Heute Nacht war es nicht die Klimaanlage, sondern der Kühlschrank, der mich mit seinem Gebrumme schier um den Verstand gebracht hat. Kein Wunder, dass ich schon wieder um 3:00 Uhr munter bin. Obwohl — es könnte eventuell auch am Jetlag liegen wink

Andreas schläft ein kleines bisschen länger und geht dann wieder seine Runde laufen, während ich dafür sorge, dass Ihr hier was zu lesen habt.

Warmes Frühstück gibt es im Hotel erst ab 7:00 Uhr, aber als wir um viertel vor sechs auschecken, steht schon die Sparversion bereit und so essen wir zumindest ein bisschen Müsli und trinken einen Kaffee.

Um 6:15 Uhr sitzen wir im Auto und verlassen Alliance in nördlicher Richtung.


Weit fahren wir jedoch nicht, denn nach nur wenigen Kilometern kommen wir an Carhenge vorbei — einem außergewöhnlichen Kunstwerk aus Autos, dem die Megalithkreise von Stonehenge als Vorbild dienten. 38 mit grauer Farbe besprühte Oldtimer aus den 50er Jahren wurden hier von Jim Reinders in einem großen Kreis in die Erde gerammt, einzelne weitere liegen verstreut herum.

Seine Antwort auf die naheliegende Frage Warum? ist ein schlichtes und einfaches: Warum nicht?

Naja — ganz nett anzuschauen das Ganze, wenn man sowieso in der Nähe ist — einen Umweg würden wir dafür jedoch nicht fahren.


Weiter geht es nun wieder durch die endlosen Farmlandschaften von Nebraska. Kilometerlang ziehen sich die Felder links und rechts der Straße dahin. Das gleichförmige Grün wird nur ab und an unterbrochen durch Bewässerungsanlagen, Windmühlen oder Traktoren. Später wird es dann wieder hügeliger und vielseitiger.

Nach Crawford biegen wir auf die Toadstool Road ein — eine recht gut zu befahrende Dirt Road, die parallel an den Gleisen entlang führt. Während der Fahrt können wir immer wieder über die endlosen Züge staunen, die teilweise minutenlang neben uns her fahren — einer hat sogar vier Flugzeuge geladen eek


Nach ca. 13 Meilen erreichen wir den Toadstool Geological Park — ein kleiner aber feiner Park, in dem wir uns ein wenig die Füße vertreten wollen.

Nach Entrichtung unseres Eintrittspreises laufen wir eine Runde auf dem Self Guided Interpretive Trail durch die Badland-Landschaft. Ein anderer Besucher warnt uns noch vor Rattlesnakes, von denen es hier recht viele geben soll und so sind wir besonders aufmerksam, als wir auf den Hügeln und zwischen den Felsspalten herumkraxeln.

Außer uns sind nur sehr wenige andere Besucher da, so dass wir diese tolle Location fast für uns alleine haben. Wir bestaunen die vielen verschiedenen Formationen — sogar einige Hoodoos gibt es hier.

Uns gefällt der Park sehr — der kleine Umweg hat sich auf jeden Fall gelohnt.


Nach einer Stunde geht die Fahrt entlang der Gleise weiter durch das Oglala Grasland mit seinen endlosen grünen Wiesen. Wir beobachten einen Otter (oder Dachs?) an der Straße, der versucht die Gleise zu überqueren und dann vom plötzlich herannahenden, laut tutenden Zug verschreckt wird und den Rückzug antritt.


Wir passieren die Staatsgrenze zu South Dakota und erreichen bald darauf Hot Springs — das Tor zu den Black Hills.

Vor sieben Jahren war das ja unser Ausgangspunkt zur Erkundung der umliegenden Parks und viele Erinnerungen werden wach.

Der Name Black Hills kommt übrigens von den dichten, dunklen Beständen an Ponderosakiefern, die aus der Ferne oft schwarz erscheinen. Für die Lakota-Sioux gelten sie als heilige Berge und sind Gegenstand zahlreicher Mythen.

Als erstes kommen wir durch den Windcave Nationalpark. Hier dauert es gar nicht lange, bis wir die ersten Prachtexemplare von Büffeln und Unmengen an Präriehunden entdecken. Richtiggehende Kolonien gibt es hier von diesen fiependen, drolligen Tierchen, die immer so schön Männchen machen.

Eigentlich wollten wir im Windcave-Park noch auf dem Rankin-Ritch-Trail zum Feuerturm laufen — aus Zeitmangel müssen wir das aber leider streichen und fahren direkt weiter in den Custer State Park, der praktischerweise direkt daneben liegt.

Wir fahren einmal den Wildlife Loop ab und sehen auch hier wieder jede Menge Tiere: Büffel, Präriehunde, Pronghorns und auch die um Futter bettelnden Esel, die wir schon vom letzten Besuch kennen, sind wieder da.

Wir haben zwar auch diesmal nix für sie dabei — aber einmal streicheln ist ok wink


Schließlich erreichten wir den Needles Highway. Wir der Name schon erahnen lässt, kann man hier viele skurrile Felsnadeln bewundern. Außerdem gibt es seeehr enge Tunnel, wunderbare Ausblicke in die Ferne und — wenn man soviel Glück hat wie wir — dekorativ auf der Spitze der Felsnadeln sitzend ein Mountain Goat.


Wir fahren weiter bis zum Sylvan Lake, der wunderbar idyllisch in die umliegenden Felsen eingebettet ist. Die Wanderung um den See haben wir beim letzten Mal schon gemacht — heute wollen wir stattdessen hinauf auf den höchsten Berg von South Dakota — auf den Harnes Peak (so hieß er zumindest noch vor ein paar Jahren — mittlerweile ist er offenbar in Black Elk Peak umbenannt worden).

Für den Weg nach oben nehmen wir den Trail No. 9, der ein kleines bisschen kürzer ist. Es sind nur mäßig viele Leute unterwegs und es gibt viele tolle Ausblicke unterwegs. Aber es ist auch nicht ganz unanstrengend — Schlafmangel, Höhe und Sonne sei Dank.

Irgendwann sind wir aber oben und stehen auf dem Gipfel mit dem obligatorischen Feuerturm. Cool — am höchsten Punkt zwischen den Rockies und Europa cool

Da zwei verschiedene Trails zum Gipfel führen, können wir auf dem Rückweg anders laufen — nämlich über den Trail No. 4. Dieser gefällt uns irgendwie besser — die Aussichten sind interessanter und wir sind hier quasi völlig alleine.

Insgesamt sind wir vier Stunden unterwegs — eine wirklich tolle Wanderung. Zurück am See gibt es erstmal eine kurze Erfrischung. Wir entledigen uns der qualmenden Wandersocken und genießen noch ein Viertelstündchen die Abendsonne am See.


Dann fahren wir durch die Haarnadelkurven des Needles Highway die letzten 20 Meilen bis nach Keystone, genießen noch einmal die tollen Ausblicke und erreichen gegen 19:00 Uhr schließlich unsere vorgebuchte Unterkunft Powder House Lodge.

Wir haben eine der rustikalen Cabins reserviert und sind mit unserer Wahl sehr zufrieden.

Ich hab nur leider ganz vergessen, von innen Bilder zu machen…

Zum Abendessen gehen wir in das zur Lodge gehörende Restaurant und ich bestelle mir die erste Margarita des Urlaubs. Und — man glaubt es schier nicht — die Bedienung möchte meine ID card sehen eek Ich frage sie noch unter prustendem Lachen, ob sie das wirklich ernst meint, aber sie besteht darauf. Sowas haben wir ja echt noch nie erlebt.

Das Essen ist dann übrigens extrem lecker — vor allem Andreas’ Buffalo Ribs sind göttlich — zum Hineinlegen… Aber auch mein Salmon Salad ist richtig gut und kugelrund rollen wir später zu unserer Cabin und knipsen bald darauf das Licht aus.