USA - Mittlerer Westen

Gemini Bridges, Four Arch Canyon, Long Canyon, Corona Arch

Ab heute können wir die Tage etwas relaxter angehen, da keine größeren Fahrstrecken mehr erforderlich sind und wir natürlich das Frühstück im B&B genießen wollen, was es erst ab 8:00 Uhr gibt. Es ist also Ausschlafen angesagt — zumindest für mich: Andreas dreht weiterhin tapfer seine Morgenrunde…

Das Frühstück im Desert Hills besteht aus einem kontinentalen Teil mit Obst, selbst gebackenem Brot und selbstgemachten Marmeladen, Müsli etc. und dazu gibt es einen täglich wechselnden warmem Hauptgang. Heute bereitet Anna uns ein leckeres Garden Omelett zu.

Gegen 8:45 Uhr starten wir dann unsere heutige Tour. Unsere Schmutzwäsche haben wir bei Anna abgegeben — sie wird sie heute im Laufe des Tages für uns waschen — noch so eine toller Service des B&B thumbsup


Unser erster Programmpunkt für heute sind die Gemini Bridges. Wir haben in anderen Reiseberichten davon gelesen und auch eine Anfahrtsbeschreibung aus dem Netz dabei, aber Anna leiht uns noch zusätzlich ihren Moab Guide für Backroads und 4-Wheel-Drives in der Umgebung — doppelt hält besser. In diesem Buch ist die Strecke auch als easy beschrieben, so dass wir uns zunächst keine größeren Gedanken machen.

Kurz nachdem wir von der 191 in die Gemini Bridges Road abgebogen sind, kommt uns jedoch ein SUV rückwärts fahrend entgegen. Das scheint wohl nichts Gutes zu verheißen… Aber wir bleiben noch optimistisch — vermutlich wird das einfach ein Weichei sein giggle

Die Anfahrt auf der Dirt Road erweist sich dann jedoch in der Tat als echt übel. Wir werden mit hohen Steinplatten, tiefem Sand und spitzen Steinen konfrontiert und überlegen einige Male, ob wir nicht besser umkehren sollen. Denn ganz offensichtlich wären wir viel schneller unterwegs, wenn wir das Auto abstellen und laufen würden. Ein bisschen Angst haben wir auch um unsere Reifen und Andreas meint, wenn er bei dem Gerumpel nicht permanent das wohlklingende Geklapper seiner Bierflaschen im Kofferraum hören würde, hätte er schon lange die Nerven verloren biggrin

Wir halten an einem namenlosen Arch, um etwas zu pausieren und zu beraten, wie wir weitermachen sollen.

Ein paar Jeeps kommen uns entgegen und die Fahrer meinen einstimmig, dass die Strecke zu den Gemini Bridges gut befahrbar sei — auch mit unserem Auto. Das macht uns Mut zum weiterfahren — die Schweißausbrüche werden allerdings nicht weniger. Aber wenigstens geht es nun weiter über Slickrock und es gibt keine spitzen Steine mehr…

Als wir an einem kleinem Parkplatz vorbeikommen, treffen wir einen Mann, der mit seinen Kindern zu einer Jeeptour unterwegs ist und befragen auch ihn nach dem Straßenzustand auf der weiteren Strecke. Er beruhigt uns, dass wir das schlimmste Stück hinter uns hätten und zeigt uns auch noch, wie wir von hier aus direkt zum Gemini Bridges Overlook und zu den Bridges selbst laufen können.

Also lassen wir das Auto hier stehen und gehen das kurze Stück zu Fuß. Der Anblick vom Fuß der Brücken aus bleibt uns damit zwar verwehrt, aber auch so sind die zwei Natursteinbrücken, die nach den Zwillingen Castor und Pollux der römischen Sagenwelt benannt sind, sehr eindrucksvoll.


Auf der Weiterfahrt wird die Straße dann tatsächlich deutlich besser und so machen wir noch den kurzen Abstecher in den Four Arch Canyon, der mehr oder weniger direkt am Weg liegt. Wir parken unser Auto an der High Adventure Base und stromern ein wenig im Gelände herum.

Einen richtigen Trail gibt es hier nicht, wir laufen mehr oder weniger entlang der Dirt Road und entdecken dabei zumindest zwei der hier liegenden Arche: den Bullwhip Arch und den Crips Arch.


Sehr lange bleiben wir allerdings nicht in diesem Canyon: gegen 13:00 Uhr brechen wir wieder auf und sind schon ein wenig erleichtert als wir auf der 313 dann erstmal wieder Asphalt unter den Rädern haben. Zumindest für ein kleines Stück, denn nur kurze Zeit später biegen wir ab in die Long Canyon Road. Diese Strecke ist in Annas Backroad Guide ebenfalls als easy eingestuft und sie hatte auch keinerlei Bedenken geäußert, als wir ihr heute früh unsere Pläne für den Tag geschildert hatten. Also los.

Der erste Eindruck: diese Dirt Road ist deutlich angenehmer zu fahren als die Gemini Bridges Road von heute Morgen. Im Vergleich fast eine Autobahn…

… denken wir…

… bis wir an die schmale Stelle am Pucker Pass kommen.

Es ist echt heikel, aber da der Guide schreibt, dass dieses das einzige etwas komplizierte Stück auf der ganzen Strecke sei und danach alles wieder ganz einfach wäre, geben wir nicht auf. Wir meistern ein paar kritische Stellen und denken uns dabei nur, dass wir ja glücklicherweise hinunter fahren — hochzu wäre das Ganze nochmal deutlich schwieriger…

Aber dann stehen wir hier und da ist einfach Schluss mit Lustig eek

Über diesen hohen Absatz trauen wir uns nicht drüber und müssen schlichtweg aufgeben. Das Problem ist nur, dass wir nun über die kritischen Stellen wieder bergauf müssen ohno

Wir haben zwar Glück und die Straße ist hier breit genug, sodass wir einigermaßen wenden können, aber die Fahrt nach oben wird zum echten Alptraum. Bergab war es schon schwierig genug, aber die Fahrt nach oben erweist sich als echte Herausforderung. Andreas fährt sich mehrmals fest, wir legen Steine unter und versuchen es mit Schwung und Fingerspitzengefühl. Der Angstschweiß läuft in Strömen scared

Zum Glück kommt gerade weder von oben noch von unten ein anderes Auto und nach etlichen Versuchen hat Andreas es endlich geschafft. Vor lauter Aufregung habe ich dabei jedoch ganz vergessen, noch irgendwelche Bilder zu machen…


Wieder oben angekommen, halten wir erst mal an und erholen uns eine Weile von diesem Schreck. Für heute haben wir definitiv genug von Off Roads. Wir fahren zurück auf die 313, atmen tief durch und dann geht es ganz brav ausschließlich über Asphalt zum Corona Arch Trailhead. Ach ist das schön, wenn so überhaupt nichts rumpelt…

Der Corona Arch stand 2012 schon mal auf unserem Programm, damals musste Andreas aber leider alleine gehen, weil ich mit Fieber im Bett lag. Diesmal möchte ich mir diesen tollen Steinbogen nun auch mit eigenen Augen ansehen.

Wir parken am Trailhead vor dem Bahngleis, tragen uns in’s Register ein und schon geht es los mit den prall gefüllten Wasserblasen auf dem Rücken — es ist nämlich wieder kuschelig warm heute…

Einen wirklich erkennbaren Wanderweg gibt es nicht, aber man kann die Richtung eigentlich nicht verfehlen, denn überall findet man die obligatorischen Steintürmchen und an zwei Stellen wird uns das Weiterkommen mit einer Leiter bzw. mit Eisenketten erleichtert.

Schon recht bald kann man die beiden Felsbögen von weitem sehen: links den Bowtie Arch und rechts den Corona Arch:

Schon hier wird die imposante Größe des Corona Arches klar, der sich mit einer Spannweite von gut 42 Meter und einer Höhe von 32 Meter erstreckt.

Aber mit diesem Anblick begnügen wir uns natürlich nicht — wir wollen die beiden Prachtexemplare ganz aus der Nähe anschauen.

Zuerst erreichen wir den Bowtie Arch — einen Dome mit einem riesigen Loch, durch das sich interessante Perspektiven auftun. Abfließendes Wasser und damit gelöste Mineralien haben zu den streifenförmigen Auswaschungen im Sandstein geführt.

Und dann stehen wir unter dem riesigen Corona Arch mit seinen beeindruckenden Ausmaßen, die ihm auch den Beinamen „Little Rainbow Bridge“ eingebracht haben.

Sehr eindrucksvoll. Und das Beste daran: wir sind völlig alleine. Keine Menschenseele weit und breit.

Auf dem Rückweg beschließen wir, auch noch den Abstecher zum Pinto Arch einzuschieben. Um diesen zu erklimmen, ist ein bisschen Kletterei erforderlich und der Weg ist nicht ganz so gut markiert wie der Haupttrail. Aber wenn man weiß, wo er liegt und auf Sicht laufen kann, ist es eigentlich gar kein Problem.

Und der kleine Umweg lohnt sich auf jeden Fall, denn auch der Pinto Arch ist ein sehenswerter Steinbogen und man hat von oben einen schönen Ausblick auf den Colorado River:


Gegen 18:00 Uhr sind wir leicht verschwitzt und etwas kaputt von der Wärme wieder zurück am Trailhead — da ist so eine eiskalte Cola aus der Kühltasche doch was Feines…

Da sich mittlerweile auch der Hunger regt, fahren wir nach Moab zurück und suchen uns ein Restaurant für’s Abendessen.

Die Wahl fällt heute auf das Arches Thai, was sich als eine sehr gute Entscheidung erweist.

Sowohl Andreas’ Crispy Duck Salad als auch mein Paradise Thai Curry sind extrem lecker yummy

Nach einen kurzen Bummel durch Moabs Main Street und Getränkekauf im City Market sind wir gegen 20:00 Uhr schließlich zurück im B&B. Wir sichern unsere Fotos, plaudern angenehm mit den anderen Gästen und sitzen im Garten auf der Terrasse, bis es dunkel wird.