Namibia

Hardap-Damm, Kalahari

Heute haben wir es überhaupt nicht eilig und schlafen ohne Wecker bis 6:30 Uhr. Da es Frühstück aber erst in einer Stunde gibt, bleiben wir noch so richtig schön urlaubsfaul im Bett liegen. Das muss auch ab und zu mal sein…

Die Frühstückstische sind nett gedeckt — endlich mal wieder kein Buffet. Eine reichliche Obstauswahl, Joghurt und Eierspeisen nach Wunsch sind für uns vollkommen ausreichend und perfekt.

Beim Frühstück wundern wir uns zuerst ein wenig, dass die Angestellten mit warmen Bommelmützen herumlaufen, aber dann kommt die Erleuchtung: es ist ja schließlich gerade Winter in Namibia… Aber im Ernst: seit zwei Tagen ist es merklich kühler geworden. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen nur noch knapp über 20 Grad — da kann man schon mal eine Mütze aufsetzen wink

Und zum ersten Mal sehen wir hier in einer Unterkunft tatsächlich schwarze Gäste am Frühstückstisch sitzen. Bisher hatten wir die Trennung in Namibia relativ klar erlebt: Bedienung schwarz, Gäste weiß. Aber schön, dass es das doch auch anders gibt…


Wir zahlen unsere Rechnung und müssen dabei mal wieder die Bargeldvorräte plündern, da der Kreditkartenleser Mätzchen macht. Zum Glück haben wir aber noch genug dabei.

Gegen 8:30 Uhr brechen wir dann in Keetmanshoop auf und nehmen Kurs Nord auf die Kalahari. Die Strecke entlang der B1 ist recht eintönig — es geht 250 Kilometer lang geradeaus durch monotone, flache Savanne. Zumindest aber fliegen die Kilometer recht schnell vorbei.

Kurz vor Mariental biegen wir von der B1 ab, um uns auf einem kleinen Umweg den Hardap-Damm anzuschauen. Reinette hatte uns heute Morgen beim Frühstück erzählt, dass aus diesem kürzlich sehr viel Wasser abgelassen wurde, um den neugebauten Neckartal-Damm zu füllen. Das sei aber eine ziemliche Schnapsidee gewesen, denn sämtliches Wasser versickerte wohl auf dem Weg zum neuen Damm — sowohl im ersten als auch im zweiten Versuch.

Ein bisschen Wasser muss aber noch übrig geblieben sein, denn auf dem Weg zum Damm wird alles um uns herum plötzlich sehr grün und wir sehen sogar erstmalig Weinstöcke in Namibia.


Gegen 11:30 Uhr erreichen wir den Damm. Da es sich hier um einen Nationalpark handelt, müssen wir 90 NAD Eintritt zahlen und erhalten damit Zugang zu den Damm-Anlagen und zum Naturschutzgebiet an der Südseite des Stausees.

Der etwa 25 Quadratkilometer große Stausee ist seit 1962 das bedeutendste Wasser-Reservoir Namibias. Durch den Bau der 860 Meter langen und fast 40 Meter hohen Staumauer wird der Fish River hier auf eine Länge von 30 Kilometer angestaut.

Wir schauen uns kurz um, aber es gibt keinerlei Info-Center oder ähnliches — nur ein völlig leeres Restaurant und einen ebenso verwaisten Campingplatz. Wir haben den Eindruck, dass wir hier seit Monaten die einzigen Besucher sind…

Gut — dann fahren wir eben noch zur Südseite des Damms, wo es im Naturschutzgebiet sehr viele Wasservögel geben soll. Wir sind allerdings schon etwas skeptisch wegen des niedrigen Wasserstandes und werden natürlich prompt bestätigt:

Das Wasser im Stausee ist soweit zurückgegangen, dass man von der Fahrstraße im Game Park aus das Ufer überhaupt nicht mehr sehen kann und auf unserer kurzen Rundfahrt sehen wir nicht ein einziges Tier. Lediglich ein paar Schilder, die darauf hindeuten, dass es hier irgendwann einmal Tiere gegeben hat und ein völlig deplatziertes „No fishing“-Schild.

Insgesamt ein eher enttäuschender Zwischenstopp, den man sich verkneifen kann — zumindest bei so anhaltender Trockenheit wie wir sie hier gerade erleben. Mit mehr Wasser im Stausee mag sich der Ausflug eventuell lohnen — das können wir nicht wirklich beurteilen. Wir haben jedenfalls nicht länger Lust hier herum zu kurven und fahren gegen 12:30 Uhr weiter in Richtung Bagatelle Lodge.


Dort kommen wir eine Stunde später an. Nachdem am Eingangstor erfolgreich überprüft wurde, dass wir auch auf der Liste der erwarteten Gäste stehen und wir in diesem Urlaub zum gefühlt hundertsten Mal unsere kompletten Personalien in die immer gleiche Liste eingetragen haben, dürfen wir passieren und zum Lodge-Gebäude fahren.

Wir checken für die zwei letzten Nächte unseres Urlaubs ein und beziehen unser Zimmer. Diesmal haben wir keines der Häuschen in den Dünen gebucht, sondern uns für die preiswertere Variante entschieden: ein Doppelzimmer am Pool. Dieses ist einfach aber funktionell und geräumig und mit Kühlschrank, Safe, Klimaanlage und Decken-Ventilator ausgestattet. Alles in allem sind wir ganz zufrieden.

Danach schauen wir uns an, welche Aktivitäten von der Lodge so angeboten werden und entscheiden uns für heute Nachmittag für einen Pferde-Ausritt in die Dünen. Dieser soll auch für blutige Reit-Anfänger wie uns geeignet sein — also eine gute Gelegenheit, mal einen Pferderücken auszuprobieren.


Bis es losgeht, ist aber noch reichlich Zeit und so machen wir nach dem Einräumen unseres Zimmers noch eine kurze Erkundungstour durch’s Gelände und eine Wanderung durch die Dünen.

Dabei sehen wir im Gelände jede Menge Tiere: Elands, Springböcke, korpulierende Esel und Strauße, die sich in dem roten Kalahari-Sand außerordentlich fotogen präsentieren.

Außerdem beobachten wir eine ganze Weile lang drollige Erdmännchen, wie diese auf der Jagd nach Skorpionen tiefe Löcher in den Sand buddeln — eines von ihnen sogar äußerst erfolgreich.


Zurück in der Lodge faulenzen wir noch eine Runde am Pool und genießen bei Bier und Rock Shandy die Aussicht.

Dabei laufen wir Werner aus dem DA-Forum über den Weg, der gerade mit einer Gruppe als Reiseleiter hier unterwegs ist.

Viel Zeit für einen Schwatz haben wir aber im Moment nicht, da unser Ausritt gleich startet und so verschieben wir unseren Begrüßungsdrink auf den Sonnenuntergang.

Wir werden an der Rezeption von unseren beiden Guides abgeholt und bekommen Reithelme im Tausch gegen unsere Hüte. Dann geht es zu den Pferden: ich darf auf Poco reiten und Andreas auf Stone. Einer der Guides erklärt uns beiden ganz kurz die Grundbegriffe, wir üben auf einer einzelnen Runde in der kleinen Koppel das Bremsen und Lenken und dann geht es auch schon hinaus in die Dünen.

Einer der Guides reitet voran, dann kommen Andreas und ich und ein Guide bildet den Abschluss. Es geht sehr gemächlich im Schritt durch die Dünen, immer hintereinander her in einer Reihe. Dabei müssen wir überhaupt nicht viel tun — die Pferde orientieren sich automatisch am Vordermann und wir müssen so gut wie gar nicht eingreifen.

Eine Dreiviertelstunde lang reiten wir so in einer großen Runde durch die Dünen bis zum Sunset Point. Zu Fuß wären wir wahrscheinlich schneller gewesen wink, aber darum ging es ja hier nicht — wir wollten das Reiten einfach mal ausprobieren und das war in einer tollen Umgebung eine gute Gelegenheit dafür.

Am Sunset Point treffen dann nach und nach alle Gruppen ein, die an irgendeinem Nachmittagsprogramm der Lodge teilgenommen haben — alle Programme enden hier mit einem Sundowner.

Werner sorgt dafür, dass wir erstmalig in diesem Urlaub einen Gin-Tonic probieren — quasi der Standard-Sundowner, der hier in Namibia getrunken wird. Normalerweise ist das überhaupt nicht unser Geschmack, aber hier und heute finden wir ihn richtig gut. Das liegt womöglich an der netten Gesellschaft wink

Als alle Ausflug-Gruppen eingetrudelt sind, kommt schließlich noch ein letztes Auto an: mit dem Ranger und einem Cheetah auf dem Beifahrersitz eek Das ist natürlich sehr spektakulär und alle machen ihre Fotos — auch wenn es nicht besonders artgerecht ist…

Auf dem Ritt zurück zur Lodge probieren wir dann noch den „zweiten Gang“ aus: das Leitpferd verfällt in den Trab und alle anderen tun es ihm gleich. Das ist für uns als absolute Anfänger schon ganz schön anspruchsvoll und wir merken sofort, das uns davon am nächsten Tag ganz sicher der Hintern weh tun wird. Nach einer Weile finden wir aber einen guten Rhythmus und es klappt eigentlich ganz gut.

Doch dann macht sich bei mir plötzlich der Gin Tonic bemerkbar: ich bekomme auf einmal pochende Kopfschmerzen, die mit jedem Plumps meines Hinterns nach unten schlimmer werden. Da hilft nur die Notbremse. Zum Glück verstehen Poco und ich uns so gut, dass diese auch sofort funktioniert. Den Rest des Weges legen wir dann wieder im Schritt zurück, worüber mein Kopf sehr dankbar ist.


Gegen 18:45 Uhr sind wir mit leicht schmerzendem Hintern von unserem Ausritt wieder in der Lodge zurück. Wir bummeln noch eine Runde durch den Souvenir-Shop, ziehen uns um und gehen dann zum Abendessen.

Bei Vorspeise und Dessert können wir jeweils zwischen zwei Varianten wählen und den Hauptgang gibt es in Buffet-Form. Alles ist sehr sehr lecker, aber ich merke immer mehr, dass ich in den letzten Wochen viel zu viel Fleisch gegessen habe — ich kann es irgendwie gar nicht mehr sehen. Deshalb halte ich mich heute nur an Fisch und Gemüse und bin damit sehr zufrieden. Andreas dagegen hat das Fleisch noch nicht über und vertilgt ein Riesen Stück Kudu.

Nach dem Abendessen sitzen wir noch mit Werner und seiner Reisegruppe am Lagerfeuer zusammen und tauschen Erfahrungen aus. Sie waren heute Nachmittag auf dem Game Drive unterwegs und haben recht viele Tiere gesehen — darunter einige, die wir auf unserer Sichtungs-Liste noch nicht abgehakt haben.

So beschließen wir, morgen doch noch bei einem letzten Game Drive in diesem Urlaub mitzufahren, obwohl Andreas ursprünglich gar keine Lust mehr darauf hatte.

Die Runde am Lagerfeuer ist recht dynamisch: der eine kommt, der andere geht und bei der netten Plauderei vergeht die Zeit wie im Flug. Gegen 22:30 Uhr fallen mir dann aber die Augen zu und ich muss mich aus der Runde ausklinken — Andreas folgt eine halbe Stunde später und damit ist wieder ein Urlaubstag vorbei…