Namibia

Tok Tockie Trail

Die Nacht unter freiem Himmel war nicht annähernd so kalt wie wir befürchtet hatten und unsere Schlafrollen waren kuschelig warm, so dass wir im Laufe der Nacht immer mehr Kleidungsstücke ausgezogen haben, bis am Ende nur noch die lange Ski-Unterwäsche übrig geblieben ist.

Gegen 6:00 Uhr sind wir munter — noch eine halbe Stunde bis zum Wakeup-Call, in der wir noch ein bisschen den Sternenhimmel bewundern.

Als Sebastian dann zum Wecken vorbeikommt, bringt er direkt einen heißen Kaffee für uns mit thumbsup und setzt noch kurz die Astronomie-Stunde fort: Am Himmel ist jetzt zu dieser frühen Stunde u.A. die Venus zu sehen — der Morgenstern.

Sehr romantisch, im Bett zu liegen mit einem heißen Kaffee in der Hand, dabei den Sternenhimmel zu betrachten und den roten Horizont zu bewundern, der langsam heller wird.

Kurz danach bringt uns Stanley warmes Wasser zum Waschen und Zähneputzen für unser „Waschbecken“ — jetzt müssen wir wohl oder übel doch aufstehen…

So langsam erwacht das Lager und alle versammeln sich, um den Sonnenaufgang zu fotografieren, während Puye für uns das Frühstück zubereitet.

Dieses ist unter den gegebenen Bedingungen relativ einfach gehalten aber in der tollen Umgebung mit dem Sonnenaufgang im Blick und der netten Gesellschaft schmeckt es trotzdem sehr gut.

Um 8:15 Uhr wird dann zum Abmarsch geblasen für den zweiten Abschnitt unserer Wanderung. In der Frische des Morgens sind alle noch recht warm angezogen — das wird sich aber bald ändern…

Unsere Koffer lassen wir stehen, die werden später von Stanley ins zweite Camp gebracht, während wir durch die Dünen wandern und die eindrucksvolle Berglandschaft bewundern.


Wir laufen recht gemütlich und bleiben unterwegs immer mal wieder stehen, um uns von Sebastian irgendwelche interessanten Erklärungen anzuhören.

Hier hilft er uns beispielsweise beim Lesen der„Namibian Times“ — der Zeitung der Wüste.

Wir identifizieren verschiedenste Fußspuren, z.B. von einem Fuchs und einem kleinen Maulwurf, von Oryx, Springmaus und Hyäne.

Später entdecken wir ein ziemlich großes Webervogelnest. Sebastian schätzt, dass es etwa 35 Jahre alt ist und in ihm so um die 60 Vögel leben. In der Kalahari soll es noch viel größere Nester geben, in denen dann teilweise 200-300 Vögel wohnen — vielleicht bekommen wir ja auf unserer Reise noch eines zu sehen.

Die Nester werden von den Webervögeln immer weiter und weiter gebaut, bis sie irgendwann zu schwer werden für den Baum und das ganze zusammenbricht.

Auch ganz interessant: Die Kolonien dulden manchmal andere Vögel wie z.B. Zwergfalken in ihren Nestern. Diese tragen zwar absolut nichts zum Nestbau bei, können aber ggf. eine angreifende Schlange vertreiben und die Webervögel so schützen.

Nach nicht einmal einer Stunde haben sich alle ihrer warmen Sachen entledigt, denn die Sonne gibt bereits wieder ihr bestes.

Über einen Sattel kommen wir auf die andere Seite des Horseshoe Mountain. Hier ändert sich die Landschaft ein wenig: es gibt kaum noch Dünen, stattdessen mehr Geröll und es ist rauer und steiniger.


Gegen 12:00 Uhr kommen wir in unserer kleinen Oase für den Lunch und die Siesta an. Unter einem Baum mit drei großen Webervogelnestern ist für uns ein Zelt aufgebaut und es gibt ein bisschen was zu essen und kühle Getränke.

Die Webervögel wissen offenbar schon ganz genau, was hier abgeht, wenn sich eine Gruppe im Zelt zum Lunch niederlässt:

Sie kommen sofort angeflogen und hüpfen zwischen unseren Füßen herum in der Hoffnung auf ein paar Krümel.

Gefüttert wird natürlich nicht, aber zumindest bekommen sie ein bisschen Wasser in einen hohlen Stein, der somit zur Vogeltränke umfunktioniert wird.

Es ist echt lustig, die kleinen Piepser zu beobachten, aber leider bleiben sie nicht die einzigen Besucher: es dauert gar nicht lange, da kommen etliche Bienen angeflogen und die sind deutlich unangenehmer als die Vögel. Wir müssen ganz schön aufpassen, dass keine in unseren Getränkedosen landen.

Sebastian kündigt eine Siesta bis 15:00 Uhr an, bevor wir das zweite Wegstück bis zu unserem heutigen Camp in Angriff nehmen. Das sind noch 2.5 Stunden — für Andreas natürlich ein Ding der Unmöglichkeit, so lange im Schatten ein Nickerchen zu halten.

Während alle anderen sich ein Buch zur Hand nehmen oder tatsächlich für eine Runde einnicken, meldet er sich ab, um in der Mittagshitze auf sämtliche Hügel der Umgebung zu klettern.


Irgendwann wird uns dann aber allen die Siesta zu lang und wir überreden Sebastian, schon eine halbe Stunde früher weiterzulaufen.

Und so geht es weiter durch das NamibRand Gebiet. Es wird wieder sandiger…

… und tierischer.

Bereits gegen 16:00 Uhr kommen wir schließlich im zweiten Camp an — dem Sheep Mountain Camp. Es ist ähnlich angelegt wie das gestrige mit vier Suiten, einer Bar, einem Dining Room, einer Küche, zwei Toiletten und zwei Duschen.

Unsere Betten sind bereits wieder für uns vorbereitet und auch unser Gepäck ist schon da.

Wir genehmigen uns erst einmal eine Eimerdusche. Es ist echt erstaunlich, mit wie wenig Wasser man doch auskommen kann, wenn man es tatsächlich bewusst verwendet und sparsam ist: Wir teilen uns einen 10 Liter Eimer mit warmem Wasser und sogar mit Haare waschen ist er hinterher noch halb voll!

Anschließend begeben wir uns an die Ostrich Bar und gehen zum gemütlichen Teil über. Wir genießen zusammen mit den anderen Tour-Teilnehmern mit einem Sundowner (oder auch mit zweien) die länger werdenden Schatten.

Irgendwann ist die Sonne dann verschwunden und es ist Zeit für‘s Dinner.

Heute gibt es als Vorspeise mit Hühnchen gefüllte Pfannkuchen, als Hauptgang Lammspieß mit Bohnen und Käsemakkaroni und als Nachtisch einen sehr leckeren Schokoladenpudding.

Und wie bereits gestern präsentiert Puye das Menü zunächst auf englisch und Stanley übersetzt es dann in die Klicksprache der Damara (was für unsere beiden Franzosen aber auch nicht hilfreich ist wink)

Nach dem Essen versuchen wir uns noch nach Virginie‘s Anleitung im Fotografieren der Milchstraße aber leider mit recht wenig Erfolg — wir sind halt doch nur Knipser und keine Fotografen…

Um 21:00 Uhr ist schließlich Nachtruhe angesagt.