Kanada

Grizzly Watching Tour

Wie erwartet brauchen wir den Wakeup Call nicht, um schon lange vor dem Frühstück erwartungsfroh auf der Terrasse zu sitzen. Wir beobachten die Hummingbirds, die die vielen Blüten umschwirren und halten nach Delphinen Ausschau, die hier teilweise zum Anfassen nahe an der Insel vorbei schwimmen.

Ab 7:00 Uhr gibt es Frühstück an einem reich gedeckten Tisch: verschiedenstes Obst, Müsli, Joghurt, selbst gebackenes Brot und Kuchen — wir können unseren Ausflug zu den Grizzlies also gut gestärkt starten.

Eine Stunde später schlüpfen wir in unsere schicken roten Anzüge, die wir bei den morgendlichen Temperaturen durchaus zu schätzen lernen.

Dann fahren wir zusammen mit Angus auf seinem Boot in’s Knight Inlet hinein bis zur Glendale Cove, wo wir auf viele Grizzly-Sichtungen hoffen.

Aufgrund der dort vorhandenen großen Flächen an Seegras stehen die Chancen für Bärenbeobachtungen auch im Frühsommer immer recht gut.

Und die Gäste, die heute abreisen, haben gestern so davon geschwärmt, was sie alles gesehen haben — z.B. eine Bärenmutter mit drei kleinen Jungtieren — dass wir ganz heiß darauf sind…


Beim Start ist es noch recht neblig, aber Angus meint, das sei hier ganz normal und typisch für den Regenwald — spätestens bis zum Mittag würde sich alles aufziehen.

Die Fahrt bis zur Glendale Cove dauert etwa 90 Minuten und ist recht kurzweilig.

Wir sehen unterwegs Delphine, Robben und nach Angus’ Tipp just look for golf balls in the trees auch viele Weißkopfadler wink

Die Delphine sind leider nicht auf’s Foto zu bannen — sie springen so schnell, dass wir vom fahrenden Boot aus keine Chance haben, denn wir sind immerhin mit fast 40 kmh unterwegs.

Nach einer knappen Stunde Fahrt zeigt sich das erste Stück blauer Himmel und bestätigt Angus’ Wettervorhersage.

In der Glendale Cove angekommen, wechseln wir auf ein kleineres Boot, mit dem wir uns lautloser bewegen und ganz langsam dem Ufer nähern können, um Bären zu beobachten. In dieses Boot dürfen wir wegen dem guten Geruchssinn der Bären außer Wasser keine Lebensmittel oder Getränke mitnehmen.

Wir sind gerade mal 10 Minuten im kleinen Boot unterwegs, da entdecken wir schon den ersten Grizzly.

Er liegt schlafend an einem Baumstamm und rührt sich kaum.

Wir beobachten ihn eine Weile, aber da er keinerlei Anstalten macht sich zu bewegen, fahren wir recht bald ein Stück weiter, um nach aktiveren Bären Ausschau zu halten.

Wir entdecken eine Bärenmutter mit ihrem Nachwuchs und Angus erklärt uns, dies sei ein Cub vom letzten Jahr und jetzt etwa 18 Monate alt. Der Kleine sieht ziemlich dünn und abgemagert aus, der muss von der Mama nach dem Winterschlaf erst wieder ordentlich aufgepäppelt werden.

Die beiden tapsen am Ufer entlang und schmatzen genüsslich das saftige Gras. Wir sind total fasziniert: die beiden kommen so nah an uns vorbei, dass man hören kann, wie sie durch das Wasser platschen und sogar wie sie das Gras beim Fressen abreisen.

Nach einer Weile entdecken wir weitere Bären — eine Mama mit drei ganz dunklen Babies. Diese sind viel kleiner als das Jungtier von vorher — sie sind erst in diesem Jahr geboren.

Wir wechseln unseren Beobachtungsplatz und versuchen, aus dem schwankenden Boot heraus so gut es eben geht ein paar brauchbare Fotos zu machen.

Die Bären zeigen sich durch unsere Anwesenheit recht unbeeindruckt. Angus achtet aber auch wirklich gut darauf, dass wir eine respektvolle Distanz einhalten, um sie nicht zu stören.

Wir haben jetzt beide Bärengruppen gleichzeitig im Blick und beobachten, wie sie sich unwissend langsam aufeinander zu bewegen. Wir sind sehr gespannt, was passieren wird, wenn sie zusammentreffen und verhalten uns sehr ruhig.

Die Mutter mit den drei Kleineren wittert die fremden Bären zuerst.

Auf einmal richtet sie sich auf die Hinterbeine auf und macht eine drohende Gebärde in Richtung der anderen Gruppe. Dann ändert sie offenbar ihre Meinung, schnappt sich die drei Cubs und verschwindet mit ihnen in den Wald.

Wir sind so gebannt, dass wir vor lauter Anspannung ganz vergessen, den Auslöser der Kamera zu drücken…

Die andere Bärenmama und ihr Junges zeigen sich davon unbeeindruckt und schmatzen weiter an ihrem Frühstücksgras. Dabei entfernen sie sich immer weiter aus unserem Blickfeld, bis sie schließlich ganz verschwunden sind und wir fahren mit dem Boot ein Stück weiter.

Wir entdecken zwei Bald Eagles nebeneinander auf einem Baum — ein Pärchen, wie Angus erklärt und was wir bis dato nicht wussten: Adlerpärchen bleiben ein Leben lang zusammen.

Wir fahren ein bisschen quer in der Glendale Cove herum, sehen einen einzelnen Grizzly in sehr großer Entfernung und finden schließlich die Bärenmutter mit den drei Kids wieder, die in einem großen Bogen um die anderen zwei herum wieder an’s Wasser gekommen ist.

Angus zieht das Boot wieder langsam in Richtung Ufer, bis wir einen schönen Beobachtungsplatz haben und dann genießen wir eine ganze Weile den Anblick der Bären in ihrer Familienidylle — das ist einfach nur wunderbar.

Im tiefen Gras sind von den Kleinen oft nur die Ohren zu sehen, aber ab und zu ragt doch mal ein kleiner Kopf heraus und einmal können wir sogar eine Kuscheleinheit mit der Mama beobachten.

Wir warten geduldig und irgendwann wagen sich zwei von den Kleinen ein paar Meter von der Mama weg bis vor an’s Wasser, so dass wir sie mit auf’s Foto bannen können thumbsup.

Nun ist erstmal Lunchpause angesagt. Wir fahren mit dem kleinen Boot zum Anleger zurück und Angus tischt am Steg auf, was Krystle alles für uns eingepackt hat. Es gibt Suppe, Cheese Scones, Rohkost, Cookies und Obst und als wir alle satt sind, geht es nochmal für eine Runde zu den Grizzlies.

Wir entdecken an einer anderen Stelle die Bärenmutter mit dem zweijährigen Cub wieder, bei denen jetzt am Nachmittag offenbar Muscheln und Krabben auf dem Speiseplan stehen.

Geschickt drehen die beiden die Steine um, unter denen sich häufig ein Leckerbissen findet.

Es ist unglaublich aufregend sie zu beobachten und wir können uns kaum losreißen.

Aber irgendwann müssen wir das natürlich doch tun und die lange Rückfahrt in Angriff nehmen. Diese verläuft im Gegensatz zu heute Morgen aufgrund von Wind und Flut recht holprig. Wir werden ordentlich durchgerüttelt und auch recht nass, aber zum Glück wird niemand seekrank und so nehmen wir das Ganze eher lustig und haben viel Spaß dabei.

Gegen 16:00 Uhr sind wir wieder in der Lodge zurück und verbringen die Zeit bis zum Dinner auf der schönen Terrasse.

Wir tauschen uns mit den andern Gästen über die tollen Erlebnisse aus und checken, ob bei den heute über 300 geschossenen Fotos denn auch ein paar brauchbare dabei sind wink.

Die Zeit vergeht dabei wie im Flug und dann ruft Krystle auch schon zum Essen.

Sie hat mal wieder ihr Bestes gegeben und wir genießen mit Heilbutt und Spinat gefüllte Teigtaschen in einer total netten Runde.

Angus und John erzählen jede Menge Wissenswertes über Bären & Co. und überhaupt ist das wieder ein total gelungener Abend, der den Tag perfekt abrundet.

Gegen 21:00 Uhr knipsen wir dann in Erwartung eines weiteren erlebnisreichen Tages wieder das Licht aus und horchen, was das Kopfkissen so zu erzählen hat…