USA - Mittlerer Westen

Howard Eaton Trail, Sinterterrassen, Beaver Pond Trail, Gardner River

Andreas’ täglicher Frühsport dient heute nicht nur seiner Fitness, sondern auch der Planung unserer Wanderung. Er parkt das Auto nämlich am Golden Gate und joggt von dort entlang der Straße zurück, damit wir später die Strecke nur in eine Richtung laufen müssen.

Frühstück gibt es auf der Terrasse aus unseren Vorräten, dazu holen wir uns im Restaurant einen Kaffee to go. Auf der Wiese vor den Cabins springen Unmengen an Squirrels herum, die bettelnd bis auf unsere Stufen kommen — aber von uns gibt es nix, wir verteidigen unser Essen erfolgreich.

Es ist wieder ziemlich kalt heute Morgen, aber zumindest kann man wieder ansatzweise Stücke von blauem Himmel erkennen. Wir ziehen uns die dicken Fleece an und marschieren gegen 8:15 Uhr los auf dem Howard Eaton Trail.

Eigentlich wollten wir diesen erst heute Nachmittag laufen, aber wir haben diverse Sachen wie Sonnenbrillen, Hüte und das Teleobjektiv im Auto vergessen, als Andreas es heute früh „umgeparkt“ hat. Deshalb haben wir kurzfristig umdisponiert und holen jetzt erst mal unser Auto wieder zurück.

Aktuell sieht es zwar nicht danach aus, als würden wir heute die Sonnenbrille brauchen, aber man weiß ja nie…

Der Weg beginnt an den Sinterterrassen, die wir uns für später aufheben, und führt dann stetig bergan durch Lavendelwiesen und schattigen Douglasienwald.

Am Trailhead steht ein Hinweis, dass in der Nähe des Weges in den letzten Tagen ein Grizzly mit zwei Jungen gesehen wurde. Wir werden Augen und Ohren offenhalten und wachsam sein.

Da wir weder mit Bärenspray noch mit Glöckchen ausgestattet sind, rufen wir unterwegs immer mal wieder laut „Hi Bear“ um uns bemerkbar zu machen, denn ganz geheuer ist es uns doch nicht, so alleine hier entlang zu laufen.

Am Anfang des Trails haben wir ein paar schöne Ausblicke auf die Sinterterrassen — der unverkennbare Schwefelgeruch steigt uns bis hier oben in die Nase.

Außerdem entdecken wir ein Murmeltier, was auf einem dieser geothermalen Haufen hockt und sich bei der Kälte wahrscheinlich gerade den Hintern anwärmen lässt.

Und als wir später oben auf dem Kamm entlanglaufen, sehen wir doch tatsächlich ein paar Schwarzbären: eine Mutter mit drei cubs — zwei dunkle und ein helles — die auf dem gegenüberliegendem Hang herumtollen.

Zum Glück in einer sicheren Entfernung, so dass weder unsere Komfortzone noch die der Bären verletzt wird. Wiederum aber soweit entfernt, dass das im Auto liegende Teleobjektiv eigentlich nicht geschadet hätte wink

Auf jeden Fall ein tolles Erlebnis, und noch einmal etwas ganz anderes, als bei einer Menschenansammlung an der Straße anzuhalten und die Kamera dorthin zu richten, wo irgendjemand Wildlife entdeckt hat. Diese Bären haben wir ganz für uns alleine!

Genauso, wie wir auch den Wanderweg nur für uns haben. Während der gesamten 2.5 Stunden treffen wir nicht einen einzigen Menschen unterwegs. Das war echt eine tolle Wanderung.

Auf der Grand Loop Road fahren wir dann noch ein kleines Stückchen weiter nach Süden bis zu den Sheepeater Cliffs bevor wir nach Mammoth Hot Springs zurückkehren.


Hier schauen wir uns am Nachmittag die Sinterterrassen an und laufen zuerst den Boardwalk auf der Upper Terrasse Loop ab, wo es natürlich deutlich belebter ist als auf unserer Wanderung von heute Morgen.

Normalerweise sind wir ja nicht so sehr empfindlich, wenn auch mal ein paar mehr Leute auf einem Trail unterwegs sind, aber heute ärgern wir uns ziemlich über eine asiatische Familie, die versucht sich über eine Distanz von 500 Metern hinweg laut schreiend zu verständigen — uns fallen schier die Ohren ab.

Als ich die Frau frage, ob sie nicht lieber ein Megaphon benutzen will, damit auch wirklich jeder hier hören kann, was sie zu sagen hat, sieht sie mich erst völlig verständnislos an und grinst dann nur dumm. Aber es wird ruhiger thumbsup

Bis auf diesen Zwischenfall genießen wir den Rundgang sehr — die Farben sind einfach toll, wenn die Sonne hinter den Wolken hervorkommt.


Wir stellen unser Auto wieder an der Cabin ab, nehmen eine kleine Stärkung zu uns und brechen dann noch ein zweites Mal zu Fuß auf.

Als erstes laufen wir noch den Boardwalk an den Lower Terrassen, weil gerade so schön die Sonne scheint — tolle Farben, aber oh Mann, ist das ein Gewusel hier…

Neben den farbenfrohen Sinterterrassen gibt es aber auch völlig unerwartetes Wildlife zu sehen: unter den Holzplanken kriecht diese riesige Bullennatter hindurch:


Als wir bei den Terrassen durch sind, legen wir noch einen kurzen Zwischenstopp im Visitor Center ein, erkundigen uns nach Trails und gesperrten Gebieten und nutzen das WLAN, um Christi nochmal am Flughafen in SFO zu erreichen, von wo er heute wieder nach Hause fliegt.

Dann nehmen wir noch den Beaver Pond Trail in Angriff, der eigentlich für heute Vormittag geplant war.

Gegen 13:45 Uhr brechen wir auf und als wir den ersten großen Anstieg erklommen haben, gibt es erst mal eine kleine Stärkung in Form von Müsli-Riegeln und wir genießen den Ausblick und die himmlische Ruhe. Hier geht es deutlich beschaulicher zu als bei den Terrassen: nur gelegentlich kommt uns eine kleine Gruppe Wanderer entgegen.

Einige von ihnen erzählen, dass sie ganz in der Nähe der Ponds einen Bären gesehen haben. Wir sind daraufhin besonders aufmerksam, aber unser Bärenglück von heute Vormittag wiederholt sich leider nicht — wir treffen nur hin und wieder ein paar Rehe.

Nach etwa drei Stunden sind wir wieder zurück an unserer Cabin und haben jetzt einen Mordshunger. Wir vespern auf der Terrasse vor unserer Cabin und müssen unser Essen dabei wieder vor den energisch bettelnden Squirrels beschützen.


Gegen 18:00 Uhr fahren wir noch einmal kurz los in Richtung Gardiner, denn diese Ecke nördlich von Mammoth kennen wir überhaupt noch nicht.

Wir halten am Gardner River und laufen noch ein halbes Stündchen am Fluss entlang — bis zu der Stelle, an der der heiß sprudelnde Boiling River in den Gardner River hineinfließt.

Ein schöner Weg — gerade richtig für einen kurzen Abendspaziergang.

Ein paar entgegenkommende Besucher meinen, sie hätten die Füße in das warme Wasser gehalten und schwärmen uns davon vor, wie toll das war. Das schenken wir uns dann aber doch — zumal aktuell überall Verbotsschilder stehen.

Zurück in Mammoth bummeln wir noch eine Runde durch den Souvenirshop und lassen dann den Abend auf der Terrasse vor unserer Cabin gemütlich ausklingen.