USA - Mittlerer Westen

Hanging Lake, Adams Falls, Trail Ridge Road, Estes Park

Wie befürchtet, war die Nacht ein wahrer Alptraum. Halbstündlich wechseln wir zwischen laut dröhnender Kimaanlage, verzweifeltem Abschalten, Saunagefühl und wieder Einschalten. Ich glaube, ich hab die ganze Nacht kein Auge zugetan und auch Andreas hat nicht viel mehr geschlafen. Um 4:30 Uhr kapitulieren wir und stehen auf.

Wir haben heute eh einen langen Fahrtag vor uns und im Hotel gibt es kein Frühstück. Also beschließen wir, einfach losfahren und uns irgendwo unterwegs etwas zum Essen zu holen. Gesagt, getan — und so sitzen wir um 5:00 Uhr im Auto und fahren in Richtung Rocky Mountains National Park.

In Glenwood Springs frühstücken wir in einem Village Inn — eine Kette, die wir bisher noch nicht kannten. Andreas gibt sich die volle Dröhnung mit Eiern, Schinken, Speck, Würstchen und Hashbrowns. Ich habe dagegen heute irgendwie Lust auf etwas Süßes und bestelle die Strawberry Crêpes. Beides ist ganz gut und so können wir eine halbe Stunde später gut gestärkt weiter fahren.


Gegen 7:45 Uhr kommen wir am ersten Etappenziel an — dem Trailhead zum Hanging Lake. Eigentlich rechnen wir um diese Zeit noch nicht mit allzu vielen Touristen, aber der Parkplatz ist wider Erwarten schon nahezu voll eek Ein Geheimtip scheint es also schon mal nicht zu sein. Auf jeden Fall hatte aber das schlechte Schlafen und der damit verbundene frühe Start doch sein Gutes…

Wir finden noch ein freies Plätzchen, schnüren die Wanderschuhe und marschieren los. Die ersten paar hundert Meter des Trails laufen wir auf Asphalt entlang des Colorado River, bis wir am eigentlichen Trailhead ankommen.

Ab hier beginnt ein ziemlich steiler und recht steiniger Anstieg durch den schattigen Wald, bei dem ich schon ein kleines bisschen in’s Schwitzen gerate. Aber die knapp 400 Höhenmeter auf dem verhältnismäßig kurzen Weg wollen ja auch erst einmal bewältigt sein.

Auch wenn wir hier natürlich nicht annähernd alleine unterwegs sind, ist der Weg entlang des kleinen Flusses total schön und romantisch.

Und irgendwann nach der siebenten Brücken sind alle Anstrengungen vergessen, denn plötzlich stehen wir vor dem wunderschönen türkisfarbenen traumhaft klaren See, der — eingerahmt von hohen Felsklippen und reizvollen Wasserfällen — tatsächlich irgendwie aufgehängt wirkt. Wir haben das Gefühl, mitten in einem Tropenwald zu stehen.

Nach einer kurzen Pause machen wir noch den Abstecher hinauf zum Spouting Rock, einer hohen Felswand, oberhalb derer das Wasser des Dead Horse Creek versickert und anschließend aus einer runden Öffnung im Fels wieder als Wasserfontäne hervorschießt.

Der Rückweg ist zum Laufen deutlich angenehmer, denn jetzt geht es bergab wink Allerdings kommen uns dafür unzählige Menschen entgegen. Es nimmt überhaupt kein Ende und wir fragen uns mit der Zeit, wo die denn alle geparkt haben, denn der Parkplatz war ja eigentlich nicht besonders groß.

Nach reichlich zwei Stunden sind wir schließlich wieder unten und machen einen wartenden Autofahrer glücklich, indem wir unseren Parkplatz räumen.

Da es von hier keine Auffahrt auf den Highway in Richtung Osten gibt, müssen wir erst mal wieder ein kurzes Stück zurück fahren und bei Grizzly Creek wenden. Dann geht es wieder auf die Interstate und wir nehmen Kurs auf den Rocky Mountain National Park.


Jetzt heißt es erst einmal Meilen schrubben. Dies wird uns aber überhaupt nicht langweilig, da wir durch eine wunderschöne, abwechslungsreiche Gegend fahren — entlang des Colorado River, der unterwegs immer jungfräulicher wird.

In Hot Sulphur Springs meldet sich der kleine Hunger und wir essen eine Kleinigkeit an einem Kiosk. Dabei haben wir mächtig Glück, denn unmittelbar nach uns kommt eine größere Gruppe Jugendlicher angestürmt, die hier scheinbar ein Sommercamp oder so was in der Art haben. Die Schlange wächst innerhalb einer Minute um den Faktor 20, und das bei zwei Angestellten im Kiosk, die die personifizierte Ruhe und Gelassenheit sind. Die Jungs und Mädels aus dem Camp sind allerdings ganz relaxt — müssen sie auch, denn bis da der letzte seinen Burger bekommt, vergehen locker 90 Minuten.

Die Strecke zieht sich dann doch etwas und um der aufkommenden Müdigkeit etwas entgegenzuwirken, machen wir in Grand Lake einen weiteren kurzen Zwischenstopp und laufen den kurzen Trail zu den Adams Falls.


Nur wenige Meilen später kommen wir schon am Parkeingang an. Wir stoppen kurz am Kawuneeche Visitor Center, holen uns den obligatorischen Stempel für unseren Nationalpark-Pass und halten einen kurzen Schwatz mit einem Ranger.

Dann schrauben wir uns die Trail Ridge Road nach oben. Wir lassen uns dabei viel Zeit, halten nach Wildlife Ausschau, stoppen immer wieder an Viewpoints und genießen die schöne Ausblicke auf die wunderbare Bergwelt.

Die vom Ranger versprochenen Elche sehen wir zwar leider nicht, aber dafür jede Menge andere Tiere.

Am Alpine Visitor Center halten wir dann nochmal, um uns etwas die Füße zu vertreten. Hier erreicht die Straße mit 3713 Metern ihren höchsten Punkt — kein Wunder also, dass es noch vereinzelte Schneefelder gibt und ziemlich kalt ist. Wir hatten ja nicht mehr gedacht, dass wir den Fleece in diesem Urlaub nochmal brauchen würden — aber er liegt zum Glück griffbereit auf der Rückbank im Auto.

Für einen Trail reicht uns die Zeit leider nicht, aber wir laufen zumindest eine halbe Stunde ein wenig herum und erfreuen uns an den fantastischen Ausblicken.


Gegen 17:30 Uhr erreichen wir schließlich Estes Park und checken in der vorgebuchten Discovery Lodge ein. Wir beziehen unser Zimmer und sind sehr zufrieden damit: ein großes gemütliches Kingbett, ein kleiner Balkon mit Blick auf die Berge und alles ist sauber und gut in Schuss.

Nachdem wir uns grob eingerichtet und frisch gemacht haben, gehen wir noch einmal in die Stadt. Wir bummeln ein wenig durch die Geschäfte und schauen uns nach einem Restaurant um, sind aber ziemlich entsetzt, wieviele Touristen hier unterwegs sind. So schlimm hatten wir das von unserem Besuch in 2010 nicht in Erinnerung.

Wir werden schließlich bei Mama Rose’s fündig, wo wir noch einen Platz draußen bekommen. Das Essen ist sehr lecker und wird von einem Musiker begleitet, der für eine richtig schöne und gemütliche Stimmung sorgt.

Nach dem kurzen Verdauungsspaziergang zurück zum Hotel sichern wir noch schnell die Fotos, planen den morgigen Tag und dann geht es auch schon recht bald in die Heia.