USA - Mittlerer Westen

Potash Road, Musselman Arch, Shafer Trail, False Kiva

Heute gehen wir den Tag wieder etwas entspannter an und genießen in aller Ruhe das Frühstück bei Anna und Vic — Blueberry Pancakes stehen auf der Speisekarte.

War vorgestern noch der ganze Tisch belegt, sind wir dabei heute Morgen nur zu viert — alle anderen Gäste sind bereits wieder abgereist.

Es ist eben ein Kommen und Gehen — morgen werden dafür wieder neue Gäste da sein.

Wir tanken noch geschwind, besorgen Eis für die Kühlbox und etwas Bargeld am ATM, und gegen 9:00 Uhr geht es los zu einem neuen Moab-Abenteuer.


Auf dem Plan steht heute zunächst der Shafer Trail, den wir schon lange auf unserer Wunschliste haben, der aber bisher immer zugunsten einer anderen Aktivität hinten anstehen musste.

Da wir offroad-technisch etwas vorsichtiger geworden sind, haben wir Vic gestern sicherheitshalber noch einmal gefragt, ob das mit unserem Auto auch wirklich machbar wäre. Er meinte aber, das sei überhaupt kein Problem — wir sollten halt nur besser von unten nach oben fahren.

Also geht es nun erstmal auf die Potash Road. Unterwegs kommen wir an einigen Petroglyphen direkt an der Straße vorbei — kann man ja mal anschauen wink — und am Jug Handle Arch, der uns deutlich mehr imponiert.

Genau an diesem Arch mündet auch die Long Canyon Road in die Straße, die uns vor drei Tagen fast zur Verzweiflung gebracht hätte. Wir beschließen spontan, uns das Desaster mal noch von der anderen Seite anzuschauen, um den Long Canyon damit für uns endgültig „abzuhaken“. Irgendwie nagt er nämlich schon noch etwas an uns…

Und tatsächlich: bis zum umgekippten Felsen ist die Strecke total harmlos und einfach zu fahren. Aber ab dort wird uns das Ganze dann zu heiß: Wir wenden, stellen unser Auto ab und laufen das kurze Stück durch den Felsen bis zu „unserer“ Stelle, an der wir vor drei Tagen aufgegeben haben.

Und was müssen wir hier entdecken? Hat sich doch ein Jeep Wrangler an genau der gleichen Stelle auf dem Weg nach oben festgefahren. So ganz ohne ist es hier also offenbar doch nicht und wir fühlen uns gleich nicht mehr ganz so sehr als „Dirtroad-Weicheier“ giggle

Ein Mann ist gerade am Schaufeln — wie uns seine Frau erzählt, schon seit fast einer halben Stunde — und bekommt das Auto zum Glück wieder frei. Dann fährt er geschickt über die hohe Stufe nach oben — Klasse thumbsup

Wir machen schnell noch ein Beweisfoto mit Größenvergleich und kehren dann wieder um — haben wir doch heute noch einiges vor…


Wir fahren weiter auf der Potash Road entlang des Colorado River und halten immer wieder an, um Fotos zu machen.

Am Balanced Rock:

An den Potash Ponds:

Außerdem halten wir am Thelma Louise Point, wo wurde die Endszene des gleichnamigen Films gedreht wurde und am Gooseneck Overlook, wo es ein kleines bisschen wie am Horseshoe Bend aussieht.


Später biegen wir in die White Rim Road ab und schieben einen kurzen Abstecher zum Musselman Arch ein. Durchaus sehenswert, dieser ebenerdige Felsbogen, über den man ganz einfach drüber laufen könnte, wenn man denn wollte. Dass dies offenbar nicht selten passiert, wird durch ein Schild klar, das explizit verbietet, mit dem Fahrrad darüber zu fahren. Ob sich dadurch wohl alle Chaoten von einer entsprechenden Mutprobe abhalten lassen?

Auf jeden Fall ein toller Arch, der den kleinen Umweg lohnenswert macht.


Schließlich kommen wir am unteren Ende des Shafer Trail an, wo die Straße sich verengt und die Serpentinen beginnen. Einmal durchschnaufen und das Bauchkribbeln runterschlucken, dann schrauben wir uns über die Switchbacks nach oben.

Wider Erwarten ist die Fahrt aber total harmlos. Selbst die Jeeps, die uns von oben ab und zu entgegenkommen, stellen kein Problem dar, wenn man etwas vorausschauend fährt, denn es gibt genügend Haltebuchten. So können wir diesmal die Fahrt und die tollen Ausblicke so richtig genießen.

Von oben werfen wir noch einen letzten Blick auf das grandiose Panorama, bevor es weitergeht.


Jetzt wollen wir uns noch etwas bewegen, denn im Auto haben wir für heute lange genug gesessen. Auf dem Plan für den Nachmittag steht die Wanderung zur False Kiva, die mich fasziniert hat, seit ich die ersten Bilder davon gesehen habe.

Wir fahren zum Alcove Spring Trailhead an der Upheaval Dome Road und haben Glück, dass dort gerade nur ein Auto steht. Sehr groß ist der Parkplatz nämlich nicht — mit 5-6 Autos ist er schon fast voll.

Wir schnüren unsere Wanderschuhe, füllen die Camelbaks und machen uns gegen 14:45 Uhr auf den Weg. Der Trail ist mit den typischen Steinmännchen gut markiert, so dass die zusätzliche Wegbeschreibung im Gepäck nicht erforderlich ist. Im ersten Teil ist er auch sehr angenehm zu laufen — weit, ausgetreten und immer seicht bergab mit tollen Ausblicken unterwegs.

Auf dem letzten Stück wird es dann etwas anspruchsvoller.

Der Weg wird ein wenig ausgesetzt und man muss über die Felsen klettern, was bei dem zunehmend vielen Geröll und losen Gestein schon Konzentration erfordert.

Außerdem geht es auf der einen Seite steil bergab und auf der anderen steil bergauf — seine ggf. vorhandene Höhenangst sollte man also besser zu Hause lassen.

Gut auch, dass wir uns vorher mal das Video zum Trail angeschaut haben, so haben wir für den Aufstieg am Schluss eine ungefähre Ahnung wo er lang geht — die Kiva ist nämlich wirklich erst zu sehen, wenn man tatsächlich davor steht.

Explizit zu erwähnen ist noch, dass Andreas während des Aufstiegs heldenhaft meine Kappe rettet, die mir von einer heftigen Windböe vom Kopf und halb den Abhang hinunter geweht wird wink

Nach 45 Minuten kommen wir schließlich am Objekt der Begierde an und unsere Anstrengungen werden mit einer grandiosen Aussicht belohnt.

Im Alkoven treffen wir einen weiteren Besucher, der kurz vor uns angekommen ist, und gemeinsam genießen wir den Ausblick in den Canyon und die herrliche Ruhe und Einsamkeit hier oben.

Wir kommen ein wenig mit Derek — einem „Full time Traveller“ — in’s Gespräch und plaudern recht angeregt im Schatten des Alkoven. Er wartet noch ein wenig auf bessere Lichtverhältnisse und will wohl bis zum Sonnenuntergang hier bleiben. So perfektionistisch sind wir allerdings nicht und treten nach einer Stunde wieder den Rückweg an.

Nach dem Überwinden des anspruchsvollen Stückes geht es in der heißen Sonne nun wieder bergauf und als wir nach einer Dreiviertelstunde wieder am Parkplatz ankommen, wird erstmal eine eiskalte Cola weggezischt.


Bevor wir nach Moab zurückfahren, machen wir noch den kurzen Abstecher zum Grand Viewpoint. Der Ausblick könnte gigantisch sein, wenn er nicht so trüb wäre.


In Moab geht es heute zum Abendessen in die Brewery, was bedeutet, das ich mal wieder fahren muss. Aber was nimmt man nicht alles in Kauf, um den Göttergatten und Retter meiner Kappe glücklich zu machen biggrin

Andreas bestellt sich einen Brewhouse Burger und ein iostonisches Getränk beer — ich nehme einen Chicken Wrap. Meine Portion fällt dabei mal wieder viel zu groß aus und ist absolut nicht zu schaffen, so dass ich mir die Hälfte einpacken lasse.

Pappsatt kommen wir zurück in’s B&B, wo Anna und Vic gerade eine spontane Grillparty mit Nachbarn und Freunden geben. Sie laden auch uns dazu ein und akzeptieren kein Nein. Dumm gelaufen, dass wir gerade vom Dinner kommen…

Wir setzen uns mit dazu, essen allerdings nur noch ein paar Häppchen. Es entwickelt sich eine total nette Gesprächsrunde, bei der die Zeit wie im Flug vergeht — erst gegen 23:00 Uhr löst sie sich langsam auf und wir verkrümeln uns in unsere Betten.