USA - Mittlerer Westen

Ames Monument, Vedauwoo Rocks, Cheyenne, Scottsbluff

Natürlich hat der Jetlag mal wieder die Oberhand behalten. War ja nicht anders zu erwarten rolleyes Gegen 1:00 Uhr sind wir zum ersten Mal munter und ziemlich geschockt als wir auf die Uhr schauen. Andreas gelingt es dann zwar, noch mal für zwei Stunden einzuschlafen — bei mir ist der Versuch dagegen wie üblich vergebene Liebesmüh. Selbst mein Hörbuch, was normalerweise das beste Einschlafmittel für mich ist, zeigt keine durchschlagende Wirkung.

Gegen 3:30 Uhr telefonieren wir dann nochmal mit Christi, der mittlerweile am Frankfurter Flughafen ist. Alles hat soweit geklappt — er sitzt am Gate und wartet auf das Boarding — da sind wir doch einigermaßen beruhigt.

Anschließend geht Andreas eine Runde joggen und ich tippe schon mal etwas am Reisebericht. So bekommen wir die Zeit halbwegs herum und als wir auschecken, ist es immerhin schon 5:30 Uhr. Das Frühstück beginnt im Hotel normalerweise erst ab 6:00 Uhr, aber da die nette Dame an der Rezeption bereits alles gerichtet hat, können wir trotzdem schon essen. Es gibt eine gute Auswahl, die dem typischen BestWestern-Standard entspricht und sogar der Kaffee ist genießbar.

Gut gestärkt starten wir somit um kurz nach sechs zu unserer heutigen Tour. Von den gestrigen Gewitterwolken ist weit und breit nichts mehr zu sehen — die Sonne strahlt und wir sehen einem schönen Tag entgegen.


Auf der 287 geht es zunächst nach Norden. Wir kommen an saftig grünem Weideland vorbei, das im warmen Morgenlicht regelrecht strahlt. Zusammen mit den schneebedeckten Gipfeln der Rocky Mountains im Hintergrund ein wunderbarer Anblick. Dann wird es langsam etwas rauher und zwischen dem Grün erheben sich immer mehr fotogene Granitfelsen — ein toller Kontrast.

Wir passieren die Staatsgrenze zu Wyoming und biegen bald darauf in die Hermosa Road ein — die erste Gravelroad dieses Urlaubs. Sie führt durch eine wunderschöne Landschaft und schon bald ist auch das erste Wildlife unterwegs zu sehen: jede Menge Pronghorns und ein paar vereinzelte Prairie Dogs.


Einen ersten kurzen Zwischenstopp legen wir am Ames Monument ein — eine große Pyramide mitten im Nichts, die den Brüdern Oakes und Oliver Ames gewidmet ist. Die beiden hatten maßgeblichen Anteil am Bau der ersten Eisenbahnstrecke, die die Ostküste mit der Westküste verband.

Gleich neben der Pyramide gibt es sogar noch eine kleine Zugabe für Andreas: einen Geo Cache, in dem er seinen Travel Bug platzieren kann.


Von hier aus sind es nur ein paar Meilen bis zum Vedauwoo Recreation Area — unserem ersten Hauptziel für heute. Wir wollen den Turtle Rock Trail laufen und parken dazu in der Day Use Area, wofür im „Selbstzahlermodus“ ein Obolus von fünf Dollar zu entrichten ist. Normalerweise überhaupt kein Problem — für uns heute allerdings schon, denn wir haben gestern Abend am ATM das erste Bargeld geholt und sind somit nur im Besitz von 20-Dollar-Scheinen.

Doch dann haben wir mal wieder eine Begegnung der besonderen Art: Wir sprechen auf dem Parkplatz einen Amerikaner an und fragen ihn, ob er uns evtl. einen 20er Schein wechseln kann. Kann er leider nicht — stattdessen drückt er uns einfach einen 5er Schein in die Hand und duldet absolut keine Widerrede. Wir sind einfach nur sprachlos…

Nachdem wir in die Wanderschuhe geschlüpft sind und den Rucksack gepackt haben, nehmen wir nun also den Turtle Rock Trail unter die Sohlen. Der drei Meilen lange Rundweg ist äußerst abwechslungsreich und bietet tolle Ausblicke auf die umliegenden Felsformationen. Außerdem ist er das reinste Paradies für Hobby-Kletterer.

Uns gefällt es richtig gut hier — aber seht selbst:

90 Minuten später sind wir wieder am Parkplatz und nach einer kurzen Erfrischung geht es direkt weiter.

Dabei stellen wir fest, dass es neben der offiziellen Day Use Area, für die man zahlen muss, noch einen wesentlich größeren, freien Bereich gibt, der auch durchaus nicht unattraktiv ist — im Gegenteil. Was wir im Vorbeifahren sehen, ist richtiggehend idyllisch und wenn wir etwas mehr Zeit hätten, wären wir hier gerne noch länger geblieben.


Stattdessen wartet jedoch unser nächsten Tagesziel auf uns: Cheyenne, die Hauptstadt von Wyoming, die wir nach einer reichlichen halben Stunde Fahrt erreichen.

Wir wollen uns die Historic Old Town anschauen und hoffen, ein paar der überdimensionalen Western Boots zu finden, die hier seit ein paar Jahren stehen. Die Schnitzeljagd nach den acht Fuß hohen Cowboystiefeln ist recht erfolgreich — fast 10 verschiedene können wir entdecken. Sie wurden alle von lokalen Künstlern gestaltet und zeigen die Geschichte von Wyoming und Cheyenne.

Der Bummel durch die Old Town kommt uns allerdings nur wenig historisch vor und das Capitol ist leider gerade zugehängt und somit nicht besonders fotogen. Dafür gibt es an der Cheyenne Plaza gerade eine Oldtimer-Ausstellung mit ein paar echten Schmuckstücken:

Wir essen eine Kleinigkeit an einem der mexikanischen Stände, die an der Plaza aufgebaut sind und laufen eine Runde durch den berühmten Wrangler — ohne jedoch irgendetwas zu kaufen.

Dann schauen wir noch eine Weile einer Schießdarbietung der Cheyenne Gunslingers zu und brechen schließlich gegen 12:30 Uhr wieder auf in Richtung Nebraska.


Es folgen ziemlich ereignislose 100 Meilen durch eine recht eintönige Graslandschaft.

Das Aufregendste ist noch der obligatorische Halt an der Borderline und das Foto mit dem Welcome Schild.

Interessanter wird die Landschaft erst wieder, als wir uns langsam Scottsbluff nähern.

Hier ragen jetzt immer öfter markante Sandsteinklippen aus der Prairie heraus — gute Orientierungspunkte für die früheren Siedler auf Ihrem Weg in Richtung Westen.

Das National Monument in Scottsbluff erinnert an diese Pioniere, die im 19. Jahrhundert den Oregon bzw. California Trail befuhren, der an diesen auffälligen Felsen vorbei führte. Tausende Planwagen zogen damals von Ost nach West mit Menschen die dort ein neues Leben anfangen wollten.

Am Eingang erwerben wir gleich erstmal einen Nationalparkpass.

Während der Fahrt war uns noch eingefallen, dass wir ja eigentlich letztes Jahr im Glacier Park schon einen gekauft hatten, der noch gültig ist.

Aber den haben wir doch glatt daheim vergessen…

Na es gibt Schlimmeres — das Geld ist auf jeden Fall gut angelegt.

Leider ist der Saddle Rock Trail aktuell wegen eines Felsabsturzes gesperrt, so dass wir nicht nach oben laufen können, sondern die Straße nehmen müssen. Oben gibt es dann zwei kurze Trails zum nördlichen und südlichen Viewpoint, von denen man einen richtig tollen Rundblick auf die Umgebung hat:

Uns gefällt dieses National Monument — ein schöner Mix aus Geschichte und Natur.


Gegen 15:30 Uhr fahren wir weiter und nehmen die letzte Tagesetappe bis nach Alliance in Angriff.

Einen kurzen Stopp legen wir unterwegs jedoch noch am Chimney Rock ein — ein markanter Felsen, den man direkt von der Straße aus sehen kann:


In Alliance angekommen, checken wir im Quality Inn ein, wo wir ein Zimmer im Erdgeschoss mit zwei Queen Betten bekommen — mal schauen ob uns in denen das Durchschlafen heute Nacht besser gelingt wink.

Zum Abendessen ist die Auswahl hier recht überschaubar. Wir beschließen, dem Wonderful Kitchen eine Chance zu geben, was in fußläufiger Entfernung liegt und überall im Netz ganz gute Kritiken hat.

Leider erweist sich das als keine besonders glückliche Entscheidung. Der Service ist eher bescheiden und das Essen annähernd katastrophal. Und obwohl ich in meine Portion maximal drei mal hinein gestochen habe und den Rest stehen lasse, ist mir hinterher sooo schlecht… Naja ein Gutes hat das Ganze: über chinesische Küche brauchen wir in diesem Urlaub nicht mehr nachzudenken — keine Experimente mehr nix

Gegen 19:30 Uhr sind wir im Hotel zurück. Andreas gibt nach einer halben Stunde den Kampf gegen den Jetlag auf, der uns immer noch fest im Griff hat. Ich versuche noch ein bisschen länger durchzuhalten — aber eine Stunde später zieht es auch mir endgültig die Augen zu.