USA - Mittlerer Westen

De Lacy Creek, Biscuit Geyser, Upper Geyser Basin

Heute gibt es keinerlei Grund um früh aufzustehen. Als ich gegen kurz nach sechs aus dem Fenster schaue, hat unser Auto über Nacht ein weißes Dach bekommen und es schneit immer noch weiter.

Schnell verziehen wir uns wieder in unsere warmen Betten.

Aber schließlich kann man ja hier im Yellowstone nicht den ganzen Tag im Zimmer zubringen, also stehen wir schließlich doch gegen 7:30 Uhr auf.

Wir packen die lange Skiunterwäsche aus, ziehen uns richtig warm an und sitzen eine halbe Stunde später im Lake Restaurant zum Frühstück. Das Büffet ist wieder sehr gut bestückt und wir futtern was reingeht. Dann packen wir unsere Siebensachen, checken aus und sitzen gegen 9:30 Uhr abfahrbereit im Auto.

Noch ein kurzer Abstecher zur Fishing Bridge, um eine Mütze und Handschuhe zu kaufen und dann fahren wir mit eingeschalteter Sitzheizung los in Richtung Old Faithful. Schneeketten brauchen wir aber zum Glück keine biggrin

Die Tiere scheinen sich an dem Wetter nicht wirklich zu stören: wir sehen unterwegs entlang der Straße jede Menge friedlich grasende Wapitis.

Als wir beim West Thumb den See verlassen, windet sich die Straße nach oben und es wird immer winterlicher. Wir unterschreiten die 0 Grad Grenze.

Trotzdem halten wir am De Lacy Creek Trailhead an — den Hike zum Shoshone Lake wollen wir nicht auch noch streichen.

Er war zwar eigentlich nicht als Wanderung durch den Winterwald geplant, aber das hat ja vielleicht auch seinen Reiz.

Bekleidungstechnisch sind wir jetzt zumindest entsprechend vorbereitet und hier liegt im Wesentlichen nur Neuschnee — wir müssen also nicht durch meterhohen Altschnee stapfen.

Etwas unheimlich ist es am Anfang allerdings schon: Da ein Aushang am Trailhead verkündet, dass einige Campsites wegen Bären geschlossen sind, schauen wir uns unterwegs besonders aufmerksam um und achten auf alle Geräusche. Wir sind schließlich ganz alleine hier unterwegs.

Geräusche gibt es allerdings zuhauf: die Bäume ächzen und knarren unter der Last des Neuschnees und es geht ein ordentlicher Wind. Dazu kommt der Schnee, der immer wieder in größeren Haufen von den Bäumen herunter fällt. Das verursacht auch sehr „verdächtige“ Geräusche, die uns immer wieder erschrocken umblicken lassen.

Um uns über diese Geräusche hinweg bemerkbar zu machen, singen wir ab und zu recht laut. Wie schlecht wir das können, weiß also jetzt der ganze Wald wink

Vermutlich sehen wir auch deshalb kaum Wildlife unterwegs — nur ein einzelnes Reh kreuzt unseren Weg. Wahrscheinlich ist es schwerhörig oder aber genauso unmusikalisch wie wir…

Oft müssen wir unterwegs über frisch umgestürzte Bäume klettern oder darunter hindurch kriechen.

Da hat das Unwetter in der Nacht doch ordentlich gewütet.

Das Knarzen der Bäume macht uns angesichts der gefällten Riesen noch ein kleines bisschen nervöser, aber trotzdem haben wir viel Spaß bei der Wanderung.

Nach 90 Minuten erreichen wir den Shoshone Lake. Das ursprünglich hier geplante Picknick schenken wir uns angesichts des Wetters, machen nur eine kurze Pause und kehren dann wieder um.


Als wir wieder am Parkplatz ankommen, hat es zumindest aufgehört zu schneien und wir überlegen, was wir mit dem Tag noch anstellen sollen.

Wir beschließen, eines der Geysir- Becken anzuschauen, auch wenn ohne Sonne die tollen Farben nur halb so schön sind und fahren zum Biscuit Geyser Basin.

Hier laufen wir den Boardwalk entlang, erfreuen uns an dem Geblubber und Gespritze und finden die Pools auch ohne Sonne sehenswert — besonders den Saphire Pool mit seinem wunderschönen tiefen Blau.

Dann gehen wir noch den kurzen Trail zu den Mystic Falls, der vom Boardwalk abzweigt. Die Wasserfälle sind hübsch anzuschauen, der kleine Abstecher lohnt sich auf jeden Fall.


Gerade als wir durch sind, fängt es wieder richtig an zu regnen und so fahren wir jetzt erstmal zur Lodge zum Einchecken.

Als wir ankommen, verkündet ein Aushang, dass der Old Faithful in 10 Minuten ausbrechen soll. Entsprechend viele Leute haben sich auch schon in den zwei Sitzreihen rund um Geysir platziert.

Also verschieben wir das Einchecken, holen uns nur schnell einen Kaffee zum Aufwärmen und reihen uns dann mit ein, um das Schauspiel anzuschauen.

Aus dem Ausbruch wird aber leider nur ein großer Rülpser des „Alten Getreuen“ — nicht wirklich beeindruckend. Das haben wir von unserem letzten Besuch in 2010 noch ganz anders in Erinnerung.

Na, wir geben ihm morgen noch eine Chance, jetzt checken wir erst mal ein und beziehen unsere Cabin.

Auch hier in der Old Faithful Area haben die Cabins leider keine Terrasse und sie sind noch mal ein ganzes Stück kleiner als die am Lake. Wir wissen gar nicht, wo wir unseren Koffer hinstellen sollen. Das Waschbecken scheint jeden Moment aus der Wand zu fallen und das Wasser läuft kaum ab. Für den Preis ein bisschen enttäuschend…


Wir räumen alles ein, wärmen uns noch ein bisschen auf und machen uns dann regenfest eingekleidet nochmal auf den Upper Geyser Basin Trail.

Hier gibt es die größte Dichte an Geysiren im Park und wir laufen einmal die komplette Runde ab.

Natürlich wirkt das Ganze nicht so toll wie bei Sonnenschein und blauem Himmel, aber dafür haben wir nahezu den kompletten Boardwalk für uns alleine — bei schönem Wetter wäre das unvorstellbar!

Und so ganz hässlich sehen die Pools ja auch bei bedecktem Himmel nicht aus:

Wir laufen einmal bis zum Morning Glory Pool und wieder zurück und essen anschließend in der Cafeteria der Lodge. Das Bison Meatloaf ist keine kulinarische Offenbarung aber wir werden satt und es ist recht preiswert.

Dann ist es auch schon wieder recht spät und wir verkrümeln uns in unsere Cabin. Ab und zu fällt der Strom aus, aber da wir eh recht bald das Licht ausknipsen, stört uns das nicht weiter.