USA - Nordwesten

Alcatraz, Fisherman's Wharf

Unseren vorletzten Urlaubstag gehen wir total entspannt an. Wir haben bei Alcatraz Island Tours für 11:00 Uhr eine Ausflug auf die Insel gebucht und sonst eigentlich nichts Spezielles geplant.

Wir frühstücken kostenlos im Hotel — nix Aufregendes, aber immerhin mit echten Tellern und Besteck.

Für die gebuchte Tour müssen wir 30 Minuten vor der Abfahrt am Pier sein. Wir laufen also gegen 9:30 Uhr los zur Market Street, von wo aus wir auf Empfehlung unseres Hotelportiers mit der historischen F-Linie zum Hafen fahren wollen. Zuerst dauert es eine Weile, bis wir die richtige Haltestelle finden, und als dann endlich eine Bahn kommt, ist es schon 10:00 Uhr vorbei — aber das sollte noch gut reichen…

… denken wir, bis die Bahn nach einer Haltestelle plötzlich stehen bleibt und der Fahrer verkündet, wir müssten alle aussteigen — die Bahn sei kaputt.

Das wird jetzt aber langsam knapp. Wir wissen nicht, wann die nächste Bahn kommt und wie lange es dauert, die defekte vom Gleis zu räumen. So entscheiden wir uns also zu laufen. Noch 20 Minuten für reichlich zwei Kilometer…

Es wird ein ganz schönes Gehetze, aber wir schaffen es gerade noch rechtzeitig. Das Boarding läuft zwar schon als wir ankommen, aber das dauert ewig — von jedem Fahrgast werden die üblichen Bilder gemacht, die man hinterher für viel Geld kaufen kann — und so ist es kein Problem.


Die Überfahrt nach Alcatraz dauert nur etwa 20 Minuten. Leider herrscht unterwegs der übliche Nebel, so dass wir keine schönen Skyline Fotos von San Francisco machen können. Und saukalt ist es…

Als wir auf der Insel ankommen, beginnt gerade eine Führung, bei der wir mit Infos zum geschichtlichen Hintergrund von Alcatraz versorgt werden. Wir schließen uns natürlich gerne an und erfahren dabei einiges Interessantes:

Bevor die 85.000 m² große Insel in der Bucht von San Francisco als Hochsicherheitsgefängnis diente, wurde sie als Standort für ein befestigtes Fort genutzt, um die Bay in den Zeiten des Goldrausches nach 1848 zu verteidigen.

Da der Andrang an Schiffen in dieser Zeit außerordentlich hoch war und viele aufgrund unzureichender Kenntlichkeit und starker Nebelbildung sanken, wurde 1852 der erste Leuchtturm auf Alcatraz — und gleichzeitig der erste im gesamten amerikanischen Pazifikbereich errichtet.


Wir schauen noch einen kurzen Film an, bevor wir mit der Audio-Tour durch das Hochsicherheitsgefängnis beginnen. Sie ist ziemlich spannend und teilweise berichten dabei direkt ehemalige Häftlinge und Wärter.

Aber es ist auch etwas beklemmend, durch die Zellenblöcke zu laufen, in denen einst Gangster wie Al Capone oder Robert Stroud gefangen gehalten wurden.

In den 1,52 × 2,74 Meter großen Zellen, die mit Waschbecken, Toilette und Bett ausgestattet waren, hielten sich die Häftlinge zwischen 18 und 23 Stunden am Tag auf.

Das Gefängnis hatte übrigens als einziges im Land Warmwasserduschen. Durch ausschließlich warmes Wasser in den Duschanlagen sollte die Gewöhnung der Häftlinge an kaltes Wasser für etwaige Fluchtversuche verhindert werden.

Das war allerdings nicht zu 100 Prozent von Erfolg gekrönt, denn es gab natürlich Ausbruchsversuche. Bei dem berühmtesten, der später mit Clint Eastwood verfilmt wurde, gruben sich drei Männer mit in die Zellen geschmuggelten Essbestecken ihren Weg durch die Belüftungsgitter der Zellen frei. Der Mörtel war leicht wegzukratzen, da er von Salz und Feuchtigkeit stark angegriffen und somit brüchig geworden war.

Man kann die gegrabenen Löcher und auch die selbstgebastelten Attrappen ihrer Köpfe sehen, die sie in der Nacht unter die Laken gelegt hatten, damit ihr Verschwinden möglichst lange unbemerkt bleibt.

Bis heute ist unklar, ob die Männer damals tatsächlich entkommen konnten oder ob sie in der Bucht ertrunken sind.

Hier noch ein paar weitere Eindrücke aus dem Hochsicherheitsgefängnis:


Gegen 14:30 Uhr sind wir wieder am Pier 33 zurück und haben jetzt richtig Hunger, denn auf der Insel ist Essen und Trinken untersagt.

Wir laufen am Pier entlang, holen uns bei Boudin eine Clamchouder in der berühmten Bread Bowl und nach einem kurzen Bummel durch den Souvenir Shop lassen wir uns einfach etwas treiben.

Wir kommen noch einmal über den Pier 39, besuchen die Seelöwen, die bei unserer Ankunft vor reichlich drei Wochen nicht da waren und laufen durch Chinatown.

Und dann gehen wir noch einmal in der Garage vorbei, wo unser Auto steht.

Unter dem Vorwand, etwas aus dem Auto holen zu müssen, schauen wir nach dem Rechten, weil es uns doch nicht so ganz geheuer ist.

Aber alles ist bestens — die Autos stehen Stoßstange an Stoßstange, unser Ford steht ganz hinten und ist total „eingekesselt“.


Mittlerweile ist es 18:30 Uhr und wir fangen im Hotel schon mal an, unsere Koffer final zu packen. Das zieht sich dann doch etwas in die Länge und irgendwann lohnt es sich nicht mehr, noch mal aufzubrechen.

Wir schauen noch bissle fern und gehen nicht ganz so spät schlafen — schließlich müssen wir uns ja auch langsam wieder an die europäische Zeit gewöhnen.