Kanada

Mt. Edith Cavell, Athabasca Falls, Valley of Five Lakes

Obwohl der Wetterbericht nicht viel anders aussieht als für gestern und 60 Prozent Regenwahrscheinlichkeit verspricht, sieht es heute Morgen schon deutlich freundlicher als, als wir die Vorhänge öffnen.

Es gibt wieder ein sehr leckeres Frühstück mit neuen, selbstgebackenen Brotsorten und um 8:45 Uhr sind wir heute On the Road.

Unser erstes Ziel sind die Edith Cavell Meadows.

Wir fahren ein Stück den Icefield Parkway entlang, biegen dann auf die 93A ab und schrauben uns 14 Kilometer lang die Serpentinen zum Mt. Edith Cavell nach oben. Der ist übrigens benannt nach einer im ersten Weltkrieg hingerichteten englischen Krankenschwester, die in Belgien Häftlingen der alliierten Streitkräfte zur Flucht verhalf.

Der Nebel rückt immer näher, aber auch der gewaltige Angel Glacier und wir halten immer wieder an, um ein paar Fotos von ihm zu machen. Wer weiß, wie lange wir noch eine freie Sicht darauf haben…

Als wir am Parkplatz aussteigen, hat es gerade mal neun Grad … brrr ist das kalt … Wir ziehen uns warm an und marschieren um 9:00 Uhr los auf dem Path of the Glacier Trail.

Früher führte dieser direkt zu dem türkisfarbenen Schmelzwassersee, in dem etliche Eisblöcke des Gletschers treiben. Ich kann mich noch gut an unseren Besuch hier von 1994 erinnern, als wir direkt vor dem Gletschersee gestanden haben. Heute endet der Trail leider an einem Viewpoint weit oberhalb des Sees und und das unterhalb liegende Gebiet ist wegen Restaurierung gesperrt.

So können wir das Ganze nur aus der Ferne betrachten. Die Dimensionen werden dabei nur durch die Bäume deutlich, die unten am See zu sehen sind. Trotzdem ist es natürlich beeindruckend, ebenso wie der Angel Gletscher, der wirklich wie ein fliegender Engel mit ausgebreiteteten Flügeln ausschaut.

Vom Path of the Glacier Trail biegen wir auf dem Rückweg in den Cavell Meadows Trail ab. Dieser führt zunächst über ein großes Geröllfeld, wo uns besonders auffällt, wie überall neue kleine Bäume sprießen. Selbst hier zwischen den großen Steinbrocken, wo es unwirtlicher ja nun wirklich nicht sein kann. Die Maßnahmen zur Restaurierung des Gebiets scheinen also gut zu greifen…

Später führt der Weg durch den Wald und schließlich über subalpine Wiesen — ein Traum in Weiß und Pink — bis zum Fuße des Cavell Gletschers und zu vielen tollen Aussichtspunkten mit Blick auf den Angel Glacier.

Die Moskitos sind hier übrigens nicht ganz nicht so schlimm wie im Wells Gray Park, trotzdem ist gerade für das Stück durch den Wald unterhalb der Wiesen etwas Off angeraten.

Nach einem Gipfelpicknick auf 2200 Meter geht es wieder nach unten und mittlerweile kommen uns da ganz schön viele Leute entgegen — es ist eine regelrechte Volkswanderung.

Wir überlegen kurz, ob wir noch unten im Tal versuchen sollen, zum Gletschersee zu laufen, aber letztlich siegt die Vernunft:

Vor ein paar Jahren ging vom Angel Glacier eine große Eislawine ab und die riesigen Eisblöcke, die in den Gletschersee fielen, lösten eine gewaltige Flash Flood aus.

Das Ganze passierte zum Glück nachts, so dass niemand zu Schaden kam. Aber seitdem stehen hier überall Warnschilder und wir haben heute auch schon mehrfach das typische Grollen und Donnern des Eises gehört.

So lassen wir es lieber sein und begnügen uns mit dem Anblick von oben.

Gegen 12:30 Uhr sind wir von unserer Wanderung wieder zurück und der Parkplatz ist mittlerweile rappelvoll. Sogar die Straße ist noch einige hundert Meter weit zugeparkt und machen Leute schrecken nicht mal davor zurück, sich direkt in die Evacuation Zone zu stellen, wo ganz deutliche Verbotsschilder stehen.


Weiter geht es noch ein Stück auf der 93A bis wir zu den Athabasca Falls kommen. Schon von weitem können wir das donnernde Wasser des Athabasca River hören, dass hier über 23 Meter in die darunterlegende Klamm stürzt.

Wir sind mächtig beeindruckt von dem natürlichen Kunstwerk, was geformt wurde durch eiszeitlichen Gletscher und Flusswasser, das sich mit viel Kraft eine Schlucht durch den Felsen gefressen hat.

Man kann die Wasserfälle aus vielen verschieden Perspektiven betrachten und so verbringen wir fast eine ganze Stunde hier.


Anschließend nehmen wir den Icefield Parkway zurück nach Jasper. Am Valley of Five Lakes machen wir noch einen weiteren Stopp. Hier gibt es einen schönen Loop-Trail von etwa fünf Kilometern, den wir unter die Füße nehmen.

Der Trail führt größtenteils durch den Wald, in dem wir jede Menge Beeren und Pilze finden — eigentlich das reinste Bären-Paradies… Aber da auch hier — wie auf allen Trails in der Gegend — fast jeder mit Trillerpfeife oder Bärenglocke herumläuft, sehen wir natürlich keinerlei Wildlife…

Trotzdem eine nette kleine Wanderung die an an hübschen Seen vorbeiführt und schöne Ausblicke bietet.


Zurück am Parkplatz ziehen wir die Wanderschuhe für heute aus und sind eine Viertelstunde später wieder in Jasper in unserem B&B. Wir machen uns kurz frisch und bummeln dann auf der Suche nach einem Restaurant durch den Ort. Heute landen wir im Fiddle River Restaurant.

Wir gönnen uns einen Aperitif und Crispy Coconut Prawns als geteilte Vorspeise. Als Hauptgang nimmt Andreas Wild Game Meatloaf und ich den Fiddle Fish Pot.

Nebenbei beobachten wir von unserem Fensterplatz aus die Berge und warten auf den Regenbogen, den die Kellnerin uns versprochen hat.

Schließlich gibt es noch ein echt dekadentes Dessert aus Baileys Icecream, was auf der Karte mit den Worten angepriesen wird: Our advice? Don’t share this. Not even with your mom.

Es schmeckt fantastisch und ist in der Tat nicht zum Teilen geeignet wink.

Bei einem weiteren kurzen Bummel durch Jaspers Main Street kaufen wir schließlich noch eine Regenhose für mich, denn die Wetteraussichten für die nächsten Tage sind nicht wirklich berauschend.

Im B&B werden dann schon mal die Sachen gepackt, damit wir morgen möglichst früh loskommen und gegen 22:00 Uhr können wir den Rufen des Kopfkissens nichts mehr entgegenhalten.