Kanada

Helmcken Falls, Rearguard Falls, Overlander Falls

Heute klingelt der Wecker wieder um 7:00 Uhr, denn wir haben einiges zu fahren und wollen natürlich auch noch bissle wandern. Wir packen schon mal komplett unsere Sachen, damit wir nach dem Frühstück, was es im Saloon erst ab 8:00 Uhr gibt, direkt los können.

Nach ein paar schnellen Cornflakes und einer Scheibe Toast (die Kaffee-Plörre schenken wir uns heute) starten wir um 8:30 Uhr direkt nach dem Auschecken. Das hat beim Durchziehen der Kreditkarte nochmal richtig weh getan angesichts dessen, was wir hier für den horrenden Preis bekommen haben…

Aber abgehakt — jetzt geht es weiter und wir ärgern uns nicht länger darüber…

Kurz vor dem Einsteigen erwischt Andreas dann doch tatsächlich noch eine Wespe am Knöchel und mir fällt sofort das Drama ein, was wir 2012 nach dem Wespenstich im Urlaub hatten. Das können wir ja nun wirklich nicht schon wieder gebrauchen. Er wirft gleich eine große Dosis Fenistil ein — mehr gibt die Reiseapotheke gerade nicht her — und wir beobachten während der Fahrt immer wieder besorgt sein Bein. Aber diesmal scheint es zum Glück nicht ganz so schlimm zu sein, warten wir mal ab…


Unser Ziel für heute Morgen sind noch einmal die Helmcken Falls. Wir hatten diese zwar gestern schon von der Aussichtsplattform aus bewundert, aber über den South-Rim-Trail erhoffen wir uns noch mal eine andere Perspektive für diese gewaltigen Wasserfälle.

Schon beim Aussteigen am Parkplatz wird klar, dass wir hier wohl ein Moskito-Problem bekommen werden. Wir besprühen uns kräftig mit Off, ziehen trotz angenehmer Temperaturen die langen Sachen über und laufen sofort los, denn Stehenbleiben ist die reinste Einladung an diese Biester.

Aber nachdem ich die ersten Exemplare schier verschluckt habe — die finden wirklich jede Körperöffnung — müssen dann doch die Moskitonetze zum Einsatz kommen.

Nicht besonders schick, aber sehr wirkungsvoll. Damit können wir uns nun wieder auf die Natur konzentrieren, anstatt nur ständig um uns zu schlagen…

Der Weg entlang des Murtle River verläuft größtenteils durch den Wald und ist sehr angenehm zu laufen.

Im feuchten Moos entdecken wir Unmengen an Pilzen, die direkt danach schreien, mitgenommen zu werden. Aber zum Einen sind wir uns nicht sicher, ob sie öfter als einmal essbar sind und zum Anderen hätten wir eh keine Möglichkeit, diese zuzubereiten.

Also erfreuen wir uns nur an dem schönen Anblick und den Geräuschen des gurgelnden Wassers neben uns. Dieses wird zunächst immer ruhiger, je näher wir auf den Wasserfall zukommen — richtig trügerisch, wenn man bedenkt, was für ein gewaltiger Absturz in wenigen hundert Metern bevorsteht.

Dann aber wird es dafür richtig laut: nach einer Stunde erreichen wir die Abbruchkante, an der es richtig, richtig tief nach unten geht und das Donnern und Grollen des Wassers ist ohrenbetäubend. Wir haben einen Heidenrespekt und trauen uns nicht wirklich weit nach vorne. Es gibt keine Sicherheitszäune, der Boden ist glitschig nass und die Kanten sehen aus, als ob sie unter dem Gewicht einer Person jederzeit abbrechen könnten.

Deshalb verzichten wir lieber auf die spektakulären Fotos, für die man sich sehr weit nach vorne beugen müsste. Wir haben zwar hauptsächlich Wasserdampf auf den Bildern, aber besser so, als wenn man sich um den Rückweg keine Gedanken mehr machen muss wink

Gegen 11:15 Uhr sind wir wieder am Parkplatz zurück und schaffen es irgendwie, in Sekundenschnelle im Auto zu sein und die Türen zu schließen, so dass es nur eine einstellige Anzahl von Moskitos mit herein schafft. Die wenigen bekommen wir aber in den Griff und können so kurze Zeit später weiterfahren.


Eigentlich wollten wir jetzt noch den Trail zu den Moul Falls laufen, der auch wunderschön sein soll. Als wir aber am Trailhead ankommen, fängt es dermaßen an zu schütten, dass uns die Lust dazu vergeht. Somit verlassen wir den Wells Gray Park, wie wir ihn aus 1994 kennen: bei strömendem Regen — aber wenigstens wird unser Auto so mal wieder richtig sauber wink

Bei ziemlich wechselhaftem Wetter machen wir nun erstmal Kilometer bis nach Valemount. Wir kommen uns vor wie im April: mal regnet es 15 Minuten lang, dann scheint wieder die Sonne, dann wird der Himmel ganz schwarz und Blitze zucken am Horizont auf und dann ist wieder eitel Sonnenschein. Ein interessantes Schauspiel ist es allemal, was uns der Himmel hier bietet.

Gegen 14:00 Uhr erreichen wir Valemount. Hier kaufen wir bissle was ein, machen eine ausgedehnte Picknickpause und tanken noch einmal.

Dabei verfliegt die Zeit irgendwie total schnell, denn als wir weiterfahren, ist es plötzlich schon 15:30 Uhr.

Jetzt müssen wir aber wirklich los, denn wir wollen heute noch zwei weitere Wasserfälle besuchen.


Am ersten treffen wir eine halbe Stunde später ein, nachdem uns unterwegs mal wieder die netten Männer mit den Stop- und Slow- Schildern aufgehalten haben.

Im Rearguard Falls Provincial Park führt ein wirklich sehr kurzer Weg zu durchaus sehenswerten Fällen, an denen man im Spätsommer auch sehr oft die Lachse springen sehen kann.


Im Visitor Center des Mt. Robson Provincial Park erkundigen wir uns noch nach der Wanderung zum Berg Lake für morgen.

Etwas ärgerlich dabei: als ich erwähne, dass wir ja eigentlich gerne den Heli-Drop am Berg Lake gemacht hätten, aber dieser lt. Info des einzigen Veranstalters leider nur Montags und Freitags möglich wäre, schaut mich die Rangerin ganz erstaunt an und meint, die würden doch jeden Tag fliegen, aber jetzt wäre es natürlich schon zu spät für morgen — alles bereits ausgebucht…

Egal, dann laufen wir eben morgen einfach soweit nach oben, wie wir es zeitlich schaffen und hoffen, dass sich der Mt. Robson dabei etwas weniger verschämt gibt als heute:


Ein letzter Stopp für heute steht bei den Overlander Falls an — heute ist der Tag der Wasserfälle wink Ein kurzer, max. 30-minütiger Loop führt zu den schön anzuschauenden Falls mit dem herrlichen Panorama:


Mittlerweile ist es 17:30 Uhr und wir machen uns auf zu unserer heutigen Unterkunft — der Mt. Robson River Lodge. Diese ist total romantisch gelegen am rauschenden Robson-River mit einer fantastischen Aussicht. Claudia und Curtis, unsere Gastgeber, begrüßen uns sehr herzlich und während Curtis uns herumführt, ist Claudia schon am Kochen für das Abendessen, was ganz verführerisch duftet.

Unser Zimmer ist das Grizzly Den — klein aber sehr gemütlich und nett und liebevoll eingerichtet. Alles ist top sauber und gepflegt und wir fühlen uns auf Anhieb wohl hier.

Wir machen uns noch schnell frisch, und dann gibt es um 18:30 Uhr auch schon Abendessen — mit einem (zumindest theoretischen) Blick auf den Mt. Robson, wenn er sich denn nicht so verschämt hinter einer dicken Wolke verstecken würde…

Beim Dinner sind auch noch zwei andere kanadische Gäste dabei, mit denen wir uns äußerst nett unterhalten — das sind so die Momente, wo wir B&B einfach unheimlich schätzen, weil man soviel nette Leute in zwanglosen Unterhaltungen dabei kennenlernt.

Nach dem Essen machen wir — passend zum Motto des Tages — noch einen kurzen Spaziergang zum hauseigenen Wasserfall und dann wird für heute das Licht ausgeknipst.