Florenz

Uffizien, Vasarai-Korridor, Santa Croce

Heute Nacht war es schon deutlicher leiser und wir können ausgeschlafen und gut gestärkt mit Stefanias Kuchen in einen neuen Urlaubstag starten.

Der Himmel zeigt sich heute leider recht betrübt. Momentan ist es zwar noch trocken, aber die Wetterfrösche sind sich alle einig, dass es Regen geben wird.

Zumindest am Vormittag macht uns das heute aber zum Glück überhaupt nichts aus, denn wir haben ein Indoor-Programm: eine geführte Tour durch die Uffizien und den Vasarischen Korridor.

Um 9:30 Uhr treffen wir unseren Guide vor dem Palazzo Pitti. Wir sind eine recht kleine Gruppe — nur fünf Leute insgesamt — und so wird es eine sehr individuelle und informative Tour.

Nach dem obligatorischen Verteilen der „Erkennungs-Aufkleber“ laufen wir auf dem Weg zum Museumseingang zunächst parallel zum Vasari-Korridor und können ihn von außen begutachten.

Der 1.500 Meter lange überdachte Korridor ist ein Verbindungsgang vom Regierungssitz Palazzo Vecchio zum Palazzo Pitti — dem damaligen Wohnsitz der Midici-Familie. Cosimo I. de Medici ließ ihn 1565 von seinem Lieblingsarchitekten Giorgio Vasari entwerfen, damit er beim Pendeln zwischen seinen Wohnsitzen nicht immer über die stets überfüllte Brücke gehen musste und sich vom „gemeinen Volk“ separieren konnte.

Der Gang führt durch die Uffizien und über die Ponte Vecchio, wo er bis heute über den Dächern der Geschäfte verläuft. Den mittelalterlichen Geschlechterturm der Mannelli muss er dabei recht umständlich umqueren: dessen Besitzer weigerten sich ihn abzureißen, um Platz für den Korridor zu machen und so hatte Vasari keine andere Wahl, als um ihn herum zu bauen.

In die Fassade der Kirche Santa Felicita ist der Korridor dagegen direkt integriert. Hier öffnet er sich sogar zu einer Empore, die der großherzoglichen Familie den direkten Blick ins Kirchenschiff und die Teilnahme an der Messe erlaubte.


An den Uffizien angekommen, müssen wir uns zunächst wieder einer Leibesvisitation unterziehen, bevor wir die Kunstgalerie der Superlative betreten dürfen.

In 45 Räumen sind hier fast 2000 berühmte Meisterwerke der europäischen Kunst ausgestellt, die von Mitgliedern der Medici-Familie im 16. und 17. Jahrhundert gesammelt wurden. Das Herzstück bilden dabei die florentinischen Renaissance-Maler wie Giotto, Botticelli, Leonardo da Vinci und Michelangelo.

Wir müssen uns natürlich auf die absoluten Highlights beschränken. Die Auswahl trifft dabei unser Guide für uns — er hat mit Sicherheit den besseren Sachverstand und kann uns zu allen Bildern viele Details und Hintergründe erklären.

Und was soll ich sagen — selbst (eigentlichen) Kunstbanausen wie uns verschlägt es beim Anblick der Deckengemälde, Botticellis geheimnisvoller Venus und all den anderen wunderschönen Bildern den Atem. Fotos können das eigentlich gar nicht widergeben, trotzdem hier eine kleine Auswahl:


Neben den einmaligen Gemälden gibt es auch noch zahllose Skulpturen, Gobelins, historische Karten und vieles mehr — aber dafür reicht uns weder die Zeit noch die Puste wink

Dafür genehmigen wir uns noch den ein oder anderen Blick aus dem Fenster, denn der Ausblick von hier oben ist auch durchaus nicht zu verachten:

Den Abschluss unserer Tour bildet der Rückweg durch den Vasari Korridor, der seit dem 18. Jahrhundert zur Präsentation einer besonderen Bildgattung aus dem Bestand der Uffizien genutzt wird — einem Großteil der dort gesammelten Künstler-Selbstporträts.

Gleich am Anfang sehen wir jedoch dieses schwer beschädigte Bild:

Unser Guide erklärt uns, dass es zerstört wurde, als die Mafia 1993 vor dem Westflügel des Gebäudes eine Autobombe hochgehen ließ.

Fünf Menschen kostete dieser Anschlag damals das Leben und viele unwiederbringliche Kunstschätze wurden dabei zerstört — als Erinnerung daran wurde das Bild bis heute so belassen.

Im Korridor selbst ist für uns die Geschichte dahinter faszinierender als die Porträts, wobei auch diese wirklich toll sind, aber unsere Kunstakkus gehen nach fast vier Stunden langsam zur Neige wink

Insgesamt umfasst die Sammlung über 3000 Selbstporträts, von denen allerdings immer nur ca. 500 ausgestellt sind — für mehr reicht der Platz im Korridor einfach nicht aus.


Als wir am Palazzo Pitti wieder aus dem Korridor herauskommen, zeigt sich, dass die Wetterfrösche recht behalten haben und wir müssen uns schnellstmöglich einen Regenschirm besorgen, denn es schüttet wie aus Kübeln.

Zum Glück ist das aber kein großes Problem: die fliegenden Händler, die hier an jeder Ecke stehen und die manchmal schon recht lästig und aufdringlich sind, sind wettermäßig sehr flexibel und können ihr Sortiment binnen Sekunden von Sonnenbrillen auf Regenschirme umstellen wink

Mit fünf Euro sind wir dabei und auch wenn das erworbene Teil sehr klapprig und wenig vertrauensvoll erscheint — für die nächsten Stunden wird es seinen Zweck schon erfüllen und ab morgen soll ja wieder die Sonne scheinen.

Da es bei starkem Wind trotz Schirm nicht besonders angenehm auf der Straße ist, wollen wir uns über Mittag erst mal in ein Restaurant verkrümeln, was sich aber als echte Herausforderung erweist:

Alle Trattorias, Pizzerias und Sandwich-Bars sind brechend voll — die Kombination aus Osterwochenende und geöffneten Schleusen am Himmel macht unsere Suche recht schwierig.

Schließlich werden wir aber doch noch fündig und können in einem kleinen Ristorante bei Antipasti, Pasta und einem Chianti im Trockenen überlegen, was wir mit dem Rest dieses verregneten Tages noch anfangen wollen.


Da kein Ende des Wolkenbruchs abzusehen ist, beschließen wir, uns erst mal die Basilica di Santa Croce anzuschauen, die sich ganz in der Nähe befindet.

Sie ist eine der bedeutendsten Kirchen Italiens, da in ihr zahlreiche berühmte Persönlichkeiten, wie Michelangelo, Machiavelli oder Galileo Galilei ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

Santa Croce wurde 1294 vom Franziskanerorden erbaut, ein Orden der eigentlich für den Bau schlichter Kirchen bekannt war. Dennoch ist die Kirche reich an Verzierungen und Kunstwerken und beeindruckt uns deutlich mehr als die Kathedrale, in der wir gestern waren.

Sie ist zwar von außen nicht so schön und imposant wie der Dom, doch im Inneren entfaltet sie Ihre wahre Pracht und wir sind fasziniert von Giottos Fresken, dem riesigen Grabmal Michelangelos wie einfach von der gesamten Atmosphäre.


Nachdem wir fast 90 Minuten in der Basilica zugebracht haben, hat Petrus leider immer noch kein Erbarmen mit uns — es schüttet nach wie vor ohne Unterlass.

So bewegen wir uns nun langsam in Richtung B&B, erwecken unterwegs ab und an in einem Geschäft den Anschein, an einer Handtasche interessiert zu sein, damit wir ein paar Minuten im Trockenen verbringen können und versuchen immer wieder, ein Taxi zum Anhalten zu bewegen.

Auf diese Idee sind allerdings wohl schon viele andere gekommen, denn nicht ein einziges Taxi hält an, so dass wir den gesamten Weg zurück laufen müssen und schließlich gegen 18:00 Uhr triefnass in unserer Unterkunft ankommen.

Wir fönen uns erstmal trocken und schlüpfen für eine Stunde unter die Bettdecke um uns wieder aufzuwärmen. Dann rufen wir in der Trattoria Cucchietta an und reservieren einen Tisch — wir haben keine Lust heute Abend nochmal endlos nach einem Restaurant zu suchen.

Die Wahl erweist sich als sehr gut — wir sind wieder einem Tipp von Stefania gefolgt — und bei Thunfisch und Pasta mit Meeresfrüchten genießen wir noch einen recht netten Abend.